Fördermittel – mit Dank zurück

Stadt Neustadt will Sorgenkind nicht energetisch sanieren
Die energetische Sanierung des Hauses der Begegnung scheint für die Stadt Neustadt außer Frage zu stehen. Bürgermeister Thomas Groll will nun im Büßergewand nach Wiesbaden pilgern.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Am liebsten würden Neustadts Stadtverordneten nur den großen Saal, die Theke und die Toiletten des Hauses der Begegnung erhalten und auf den Rest des Gebäudes verzichten. Zu groß sind die Defizite, zu teuer die Kosten für eine Sanierung. „Ganz so einfach ist das leider nicht“, stellte Bürgermeister Thomas Groll nun fest.
Das Stadtoberhaupt hatte mit den Experten vom Kreisbauamt über das Nutzungskonzept, den Brandschutz und die Fluchtwege gesprochen und erfahren: Zwischen Restaurant, Terrasse, großem Saal besteht sowohl bei den Fluchtwegen als auch beim Brandschutz ein Zusammenhang – was eine Unterteilung beziehungsweise Abtrennung erschwert.
Vom TÜV erfuhr der Bürgermeister, dass der Blitzschutz des Hauses „nicht optimal“ sei. Die Stadt müsse nicht nur einen Brandschutzgutachter sondern auch einen Elektroplaner um ihre Einschätzungen bitten: „Wir müssen erfahren, was unabdingbar ist“, erklärte Groll. Des Weiteren seien Reparaturen am Dach unumgänglich, und es gebe „viele Unbekannte“: Zum Beispiel sei der Heizkessel 18 Jahre alt, und die Eingangstür befinde sich in desolatem Zustand. „Auch wenn wir nur den großen Saal betreiben – wir kommen nicht umhin, Geld zu investieren“, sagte Groll – große Summen sollten dies aber nicht sein.
Entsprechend schlägt der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung am Montag vor, den Förderbescheid über 350 000 Euro aus dem Bund-Länder-Programm zurückzugeben. Die energetische Sanierung für 750 000 Euro komme schließlich nicht in Frage – eine Komplettsanierung würde mehr als drei Millionen Euro schlucken. Es sei unumgänglich auf Stückwerk zu setzen: „Wir leben dann natürlich von Pfütze zu Pfütze.“
Doch kampflos will Groll die Fördermittel nicht aus den Händen geben. Im „Büßergewand“ wolle er nach Wiesbaden pilgern und vorsichtig anfragen, ob eine Umwidmung denkbar sei -zum Beispiel könne die Stadt das Geld gut ins Dorfgemeinschaftshaus Momberg investieren: Das Land habe die Finanzierung der Dorferneuerung im laufenden Prozess umgestellt: Ursprünglich habe die Förderquote bei 75 Prozent gelegen, dann bei 50 Prozent und bald bei 65 Prozent – allerdings ohne Mehrwertsteuer. „Es ist mir unverständlich, dass sich die Förderung im laufenden Verfahren ändert“, ärgerte sich der Bürgermeister. Der Eigenanteil der Stadt steige so um 40 000 Euro.
Allerdings sind die Hoffnungen des Bürgermeisters, dass die Umwidmung gelingt, gering: „Ich schätze die Chancen auf unter 20 Prozent ein.“