Groll versus Metz – der Rückkampf

Amtierender Bürgermeister will wieder zu, Wahl antreten Sein alter Rivale hat die gleichen Pläne
Bei der Bürgermeisterwahl vor fünfeinhalb Jahren setzte sich Thomas Groll (CDU) mit hauchdünnem Vorsprung gegen Georg Metz (SPD) durch -in einem halben Jahr steht wohl die Neuauflage des spannenden Duells an.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Seit fünf Jahren ist Thomas Groll Bürgermeister von Neustadt, ein Jahr dauert seine Amtszeit noch. Im ersten Quartal des kommenden Jahres müssen die Neustädter also wieder an die Urne treten, um ihren Rathauschef zu küren – dann haben sie wahrscheinlich die gleiche Wahl wie im Jahr 2007.
Gegenüber dem Vorstand der Neustädter Christdemokraten hatte der Amtsinhaber bereits erklärt, dass er wieder zur Wahl antreten will, gestern bestätigte er dies auch im Gespräch mit dieser Zeitung. Das gleiche gilt für seinen Kontrahenten, den Sozialdemokraten Georg Metz, der erklärte: „Ich würde gerne wieder kandidieren.“
Während Groll sagt, seine offizielle Nominierung durch die Parteimitglieder der CDU sei für den September vorgesehen, Vorsitzender Franz-W Michels habe seine positiven Signale aber bereits „mit Freude aufgenommen“, hält sich Metz noch etwas zurück: Er habe Interesse, zunächst müsse er jedoch parteiintern für seine Nominierung kandidieren.
Mit 53,9 Prozent der Wählerstimmen setzte sich Groll einst gegen Metz durch. Viel Spaß an der Arbeit habe er seitdem gehabt, seine „Mission“ sei aber noch nicht erfüllt: „Es gibt noch einiges zu tun und einiges zu gestalten. Ich habe noch viele Ideen“, sagt er zu seiner Motivation und ergänzt: „Man kann in sechs Jahren viele Entwicklungen anstoßen. Wenn man als Bürgermeister aber nachhaltig arbeiten und wirken will, dann ist diese Zeitspanne zu kurz.“
Auch Metz ist hochmotiviert: Das Ergebnis der Wahl 2007 sei ein „ganz guter wenn auch nicht durchschlagender Erfolg“ gewesen. In den vergangenen Jahren sei der Zuspruch, den die SPD von ihren Wählern erhielt, weiter gestiegen: „Das ermutigt mich.“
Die Freie Wählergemeinschaft will keinen eigenen Kandidaten stellen. Ihr Ziel sei es, das Beste für Neustadt herauszuholen, sagt Vorsitzender Horst Bätz und kündigt an, seine Fraktion wolle sich im Bürgermeisterwahlkampf neutral verhalten: „Die Zusammenarbeit mit Herrn Groll ist gut, wir würden uns aber natürlich auch einer Zusammenarbeit mit Herrn Metz nicht verschließen.“
„Ich meine, dass ich meinen Beitrag dazu leisten konnte, die schwierigen und vielfältigen Fragen in einer Atmosphäre der Offenheit, des gegenseitigen Vertrauens und des Ringens um die beste Entscheidung zu diskutieren und einer Lösung zuzuführen“, sagt Groll rückblickend auf die vergangenen fünf Jahre. Die meisten Entscheidungen habe die Stadtverordnetenversammlung einstimmig getroffen, freut er sich und kommentiert, dass sich Neustadt und die Stadtteile „weiter zum Positiven verändert“ hätten.
„Miteinander nicht gegeneinander“ sei das Motto gewesen, unter dem die Neustädter eine Vielzahl von Projekten umsetzten dabei ragt natürlich der Neubau der Kindertagesstätte Regenbogen mit integrierter Stadtbibliothek und dem Ausbau des Familienzentrums heraus. Nicht umsonst will Groll weiterhin auf die Weiterentwicklung Neustadts als familienfreundliche Wohnstadt setzen. Angesichts des demo grafischen Wandels sei es aber auch wichtig, für Senioren „bedarfsgerechte Angebote“ zu entwickeln.
16,5 Millionen Euro verbuchte er während seiner Amtszeit an Investitionen – unter anderem für die Umstrukturierung der städtischen Jugendarbeit, die Sanierung zahlreicher kommunaler Gebäude, die Verbesserung des Radwegenetzes und vieles mehr. Durch die Inanspruchnahme von Fördermitteln, den Rückgriff auf die kommunale Rücklage, den Einsatz des Bauhofs, die Hilfe von Fördervereinen und die Eigenleistung von Bürgern sei es gelungen, die Neuverschuldung auf 1,6 Millionen Euro zu begrenzen. „Die Summe erscheint zunächst hoch, doch muss man ihr die Werte entgegensetzen, die geschaffen wurden“, sagt Groll und hebt hervor: „Zudem muss man sehen, dass alleine der Eigenanteil der Kommune beim unvorhergesehenen Bau des Kindergartens in Höhe von eine Million Euro kreditfinanziert werden musste.“
Zwei Themen beschäftigten den Bürgermeister in seiner bisherigen Amtszeit nach eigener Ansicht „ganz besonders“: Die Unwetter und der einhergehende Schutz vor den Wassermassen, die Neustadt mehrfach trafen, sowie der innerörtliche Straßenbau in Verbindung mit den Anliegerbeiträgen: Er unterschreibe zwar die Bescheide, handele aber nur nach den gesetzlichen Vorschriften und den Vorgaben der Stadtverordnetenversammlung, weist er die Kritiker zurück.
Thomas Groll ist 42 Jahre alt, gelernter Jurist und seit 1988 Mitglied der CDU: Als Bürgermeister fühle er sich jedoch der gesamten Bürgerschaft und nicht einer Partei verpflichtet, betont er – ein Kurs, den er beibehalten möchte.

STANDPUNKT
von Florian Lerchbacher

Konkurrenz belebt das Geschäft
Die Zusammenarbeit der Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung war in den vergangenen Jahren in Neustadt beispielhaft. Die Vertreter der Bürger redeten miteinander, gingen auf einander ein und kamen (zumeist) zu Vorlagen, die sie letztendlich einstimmig beschließen konnten, ohne dass sich jemand übergangen fühlen musste. Das Parteibuch war nebensächlich. Das heißt aber noch lange nicht, dass die SPD als zweitgrößte Fraktion neben der CDU keinen Gegenkandidaten bei der Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr ins Rennen schicken muss. Es ist das Kernelement der Demokratie, dass Bürger die Wahl haben – und die bekommen sie wohl auch. Wie heißt es doch so schön? Konkurrenz belebt das Geschäft!