Amtszeit des Neustädter Repräsentanten erstmals für ein Jahr verlängert
Neustadt. Anfang August besuchten die Stadtrepräsentanten Neustadts die Burg Herzberg. Neustadts amtierender Junker Hans und die beiden Burgfräulein vertreten mit viel Lust und Leidenschaft ihre Heimatstadt. Nun geht das Trio mit seiner ehrenvollen Aufgabe wegen der coronabedingten Absage der Trinitatis-Kirmes in die einjährige Verlängerung.
Dabei gesellen sich die drei jungen Neustädter zu einer Reihe illustrer regionaler Repräsentanten bundesweit. Denn gewählte Hoheiten wie etwa die Heidekönigin im niedersächsischen Amelinghausen oder die Weinkönigin von Württemberg dürfen auch für ein weiteres Jahr ihr Amt ausüben.
Den Auftakt zu der außergewöhnlichen Amtsverlängerung für Junker Hans alias Julian Schratz und Marlene Gnau, die eines der Burgfräulein mimt, markierte nun der Besuch auf Burg Herzberg. „Doppelte Amtszeit ist gleich doppelt so viel Gelegenheit, mehr über die doppelten Bande zwischen Neustadt und Burg Herzberg zu erfahren“, dachte sich Burghauptmann und geschäftsführender Vorstand der Stiftung Burg Herzberg, Albert-Frederick Freiherr von Dörnberg, als er die Stadtrepräsentanten zu einer Führung auf die größte Höhenburg Hessens einlud.
Im 15. Jahrhundert führte Hans von Dörnberg als landgräflicher Haushofmeister die Regierungsgeschäfte der Zentralverwaltung Oberhessens. Die Burg Herzberg und Neustadt gewannen im Jahr 1477 durch ihn an entscheidender Bedeutung. Hans von Dörnberg wurde Pfandherr von Neustadt und verhalf seinem neuen Besitztum zu wirtschaftlicher Blüte. Das Wahrzeichen Neustadts, der von ihm in Auftrag gegebene Wohnturm, der Junker-Hansen-Turm, ist nach ihm benannt. Im selben Jahr erhielt der Hofmeister für seine „Managerqualitäten“ vom Landgrafen die Burg Herzberg als Lehen zugesprochen. Damit begründete er als erster Dörnberg den dortigen Stammsitz seiner Familie.
Mit der Erfindung des Schwarzpulvers begann eine neue Ära in der militärischen Kriegsführung, sodass er entschied, die Burg zu einer großen Landesfestung auszubauen. Sie sollte die von Frankfurt nach Leipzig verlaufende Handelsstraße „durch die kurzen Hessen“ sichern. Für den Wehrausbau beauftragte er Hans Jakob von Ettlingen, „den Stararchitekten seiner Zeit“, wie der Burghauptmann sagte, da dieser für den Bau und Ausbau etlicher Burgen und Schlösser zu modernen Wehranlagen und auch für den Junker-Hansen-Turm verantwortlich zeichnete.
Eine architektonische Ähnlichkeit des Neustädter Wahrzeichens mit dem auf der Burg befindlichen Wohnturm ist sogar bis heute zu erkennen. Das charakteristische Spitzhelmdach mit den vorgekragten Erkertürmchen, wie es bis heute noch in Neustadt zu bewundern ist, hatte der Herzberger Turm noch bis ins 18. Jahrhundert hinein. Doch wegen dieses prächtigen Anblicks waren weder die Truppen der berühmten Generäle Fugger und Tilly noch die Soldaten der Generäle Marquis de Grana und Graf Isolani gekommen. Der Wehrbau des Baumeisters Hans Jakob von Ettlingen für Hans von Dörnberg sollte sich lohnen: Die Festung hielt allen Angriffen erfolgreich stand.