Laubfrosch bekommt drei Eigenheime

Momberger Umweltschützer richteten drei Feuchtbiotope ein, um den Bestand der Amphibienart zu sichern
Im tiefsten Winter hob ein Bagger am Rande von Momberg einen Haufen gefrorener Erde aus – ein Zeitpunkt, der für den Laien sinnlos klingt, den Baggerfahrer Konrad Landau aber als den einzig möglichen bezeichnet.
von Florian Lerchbacher
Momberg. Mitte der vergangenen Woche nahm Konrad Landau von der Firma Herzog die Arbeit auf – früher ging es nicht, weil der Bagger aufgrund der Kälte nicht so wollte, wie sein Fahrer es geplant hatte. Der Mann und seine Maschine bewegten riesige Eis-Erde-Schollen, bis nahe der Straße Richtung Wiera direkt hinter der Kläranlage eine flache Grube zu sehen war. Die Umsetzung des Projektes war nur im tiefsten Winter möglich, da der Bagger das sumpfige Gebiet sonst nie befahren kann.
Das zukünftige Flachgewässer soll dem Laubfrosch eine neue Heimat geben – es ist bereits das dritte Feuchtbiotop, das auf Anregung der Umwelt- und Naturschutzgruppe Momberg in der Nähe des Dorfes entstand. „Der Bestand des Laubfrosches ist bis auf einen winzigen Rest geschrumpft“, erklärt Michael Krieger, der Vorsitzende der Momberger Umweltschützer, und ergänzt: „Im Frühjahr stellen wir an der Straße immer einen Krötenzaun auf, in dem wir immer drei bis vier Laubfrösche finden. Es gibt hier also noch einige Exemplare – die letzten Mohikaner sozusagen.“
Nachdem er einen Vortrag zum Thema in Rüdigheim gehört hatte, sei die Idee aufgekommen, auch in Momberg etwas zu unternehmen, um die „Population wieder aufzupäppeln“. Das Verschwinden von geeigneten Lebensräumen -sprich Kleingewässern-sei für den Rückgang verantwortlich: „Auenlandschaften sind durch Fluss und Bachbegradigungen weitgehend verschwunden, andere Standorte sind oft verwaldet“, bemängelt Krieger. Hinzu komme, dass Flurbereinigungen, die Intensivierung der Landwirtschaft mit einhergehendem Pestizid-Einsatz und die Bebauung einen Landschaftswandel mit sich gebracht hätten, der es dem Laubfrosch nahezu unmöglich mache, ohne Schutzvorkehrungen zu überleben. Eben solche geschützten Orte haben die Momberger inzwischen mit mittlerweile drei Feuchtbiotopen geschaffen: „Die Laichgewässer müssen gut besonnt sein“, erklärt Krieger, der Froschlurch gehöre schließlich zur tropischen Familie. Die flachen Gewässer erwärmten sich schneller, was für Laich und Kaulquappen im Frühjahr und Sommer wichtig sei – da mache es auch nichts aus, wenn die Teiche im Hochsommer austrockneten. Weiterer Vorteil der gewählten Standorte seien der nahegelegene Wald sowie Hecken und Büsche, die als Schutz dienten.
Drei Feuchtbiotope haben die Momberger geschaffen, aber auch die Mengsberger würden sich dem Projekt anschließen, berichtet Krieger – der Laubfrosche könne schließlich bis zu zwei Kilometer zurücklegen. Aus diesem Grund sollen entlang des Hardtwassers weitere Feuchtbiotope entstehen.
Diese haben, so der Vorsitzende der Umweltschützer, auch noch einen weiteren Vorteil: „Laubfroschschutz bedeutet gleichzeitig den Schutz anderer Amphibien und Pflanzenarten.“ Kleingewässer zählten zu den artenreichsten Lebensräumen. Über 2000 Insektenarten, Schnecken und Würmer lebten dort. Zudem fänden Vögel und Säugetiere dort Nahrung und nutzten die Teiche als Tränke.