Müllsammler finden Binden, Unterhosen, Leergut …

Bürger wollen sich gemeinsam für die Verschönerung ihrer Heimat einsetzen und suchen Mitstreiter

Neustadt. Eine Binde und zwei Pfandflaschen sind die kuriosen Fundstücke, die Diego Pellegrino im Bürgerpark eingesammelt hat. Alexander Milewski wartet mit einer Windel auf, Ehefrau Ella Milewski mit einem achtlos weggeworfenen Mund-Nasen-Schutz und Eliane Piddiu-Ripken mit einer alten Unterhose. Jede Menge Müll haben sie von den Wiesen, aus den Gebüschen und aus dem Teich gefischt. „Neustadt ist zu dreckig“, meint Schüler Diego. Aus diesem Grund sei er sofort bereit gewesen, an der von Familienzentrum, Gemeinwesenarbeit, Quartiersbüro und Leitstelle Älterwerden organisierten Aktion teilzunehmen. „Ich wohne in der Stadt, also soll sie auch sauber sein und schöner werden“, ergänzt Piddiu-Ripken und bedauert, dass sich nicht mehr Menschen beteiligten.

Zunächst hatten sich rund zehn Bürger in der Innenstadt an die Arbeit gemacht, nach einer knappen Stunde kamen fünf weitere dazu. Und wer nun bedauert, nicht auch Müll gesammelt zu haben, der kann entweder alleine losziehen und Eigeninitiative zu zeigen (so wie ein Mann in der Kernstadt, der wöchentlich die Zigarettenstummel der Nachbarn einsammelt) oder sich an den Tagen zwei und drei der Aktion beteiligen, die in den anderen beiden „Quartieren“ der Sozialen Stadt stattfinden: heute von 14 bis 17 Uhr in der Leipziger Straße (Treffpunkt Ecke Leipziger Straße / Königsberger Straße) und am Freitag zur gleichen Zeit in der Emil-Rössler-Straße (Treffpunkt Spielplatz). Handschuhe, Zangen und Müllsäcke werden gestellt. Zum Abschluss gibts Kaffee, Kuchen, Würstchengrillen und gemütliches Beisammensein am Kulturcaféwagen.

In der Kernstadt beteiligte sich auch Bürgermeister Thomas Groll. Er hatte zahlreiche leere Flachmänner, Rotweinflaschen und Hunde-Kot-Tüten (unbefüllt, aber in die Landschaft geschmissen) eingesammelt.

„Eigentlich müsste man meinen, dass es nicht zu schwer ist, angesichts der hohen Anzahl an Mülleimern im Park seinen Abfall ordnungsgemäß wegzuwerfen“, ärgert er sich – und fragt sich gleichzeitig, ob es überhaupt notwendig sei, sich mitten in der grünen Lunge der Stadt mit Alkohol zuzuschütten. Aber wenn das schon sein müsse, dann könnten die Menschen zumindest den Anstand besitzen, hinter sich aufzuräumen. „Eigentlich schade: So eine Veranstaltung sollte überflüssig sein“, ergänzt er und spricht seine Mitbürger direkt an: „Es ist nicht zu viel verlangt, ein paar Meter zur Mülltonne zu laufen und seinen Unrat dort hineinzuwerfen, statt ihn liegen zu lassen oder ins Gebüsch zu werfen.“

Das sieht auch Ella Milewski so, die jede Woche, bevor die Boulekugeln fliegen (oder rollen), mit ihren Mitspielern den Platz erst von Müll befreien müsse: „Das ist eine Sauerei.“

Anmeldung und weitere Informationen bei Nicole Zinkowski im Haus der Vereine, Telefon 01 75 / 921 52 70, E-Mail zinkowski@neustadt-hessen.de