Neustadts Kaserne nicht zu retten

In Stadtallendorf will die Bundeswehr offenbar die Wohnblöcke der „Hessen-Kaserne“ wieder nutzen
Ostkreis. Auch die intensiven Bemühungen von Neustadts Bürgermeister Manfred Hoim konnten am Aus für die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne nichts ändern.
von Michael Rinde
Das Verteidigungsministerium ist nicht bereit, die Entscheidung über die Schließung der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne zu überdenken. Dies ist der Kern der Antwort, die Neustadts Bürgermeister Manfred Hoim auf ein Schreiben an den Bundesverteidigungsminister erhielt.
Staatssekretär Klaus Günther Biederbick hat Hoim geantwortet und die Entscheidung, Neustadts Kaserne zu schließen, mit betriebswirtschaftlichen Argumenten begründet. Biederbick verweist auf die zahlreichen Einrichtungen, die in Stadtallendorf von beiden Kasernen aus genutzt werden können.
Zukünftig sollen in Stadtallendorf 1500 Soldaten stationiert werden, die unter anderem zum Stab der Division Spezielle Operationen (DSO) gehören. Wie Biederbick mitteilte, soll ein Teil dieser Soldaten in der Hessen-Kaserne unterkommen. Derzeit ist dort nur noch die Fachausbildungskompanie stationiert.
Vor dreieinhalb Jahren hatte die Bundeswehr beschlossen, die „Hessen-Kaserne“ ganz
aufzugeben. Doch schnell lag auf der Hand, dass dieser Verkauf besonders schwierig werden dürfte. Auf dem Kasernengelände ruhen Rüstungsaltlasten aus Zeiten der Sprengstoffproduktion. Welche Belastungen dort vorliegen, ist nach wie vor offen. Eine Untersuchung des Staatsbauamtes soll Klarheit bringen.
Ganz gerettet ist die „Hessen-Kaserne“ nicht. Den so genannten technischen Bereich der Kaserne will das Verteidigungsministerium nach wie vor verkaufen. Auch das hat Staatssekretär Biederbick Neustadts Bürgermeister mitgeteilt. Bisher ist nicht klar, wie groß die Fläche ist, von der sich die Bundeswehr trennen will. Stadtallendorfs Bürgermeister Manfred Vollmer erklärte gestern, dass die Stadt auf keinen Fall Interesse an dem Gelände habe.
Manfred Hoim kann die Berliner Entscheidung gegen Neustadt nach wie vor nicht nachvollziehen. „Die Dinge, die jetzt für Stadtallendorf angeführt werden, hat man auch schon vor dreieinhalb Jahren gewusst“, kritisiert Hoim. Falls die Bundeswehr glaube, dass sich das Altlasten-Problem in der „Hessen-Kaserne“ dadurch löse, dass man sie wieder in Betrieb nehme, irre sie sich.
Neustadt werde sich der Berliner Entscheidung beugen müssen. Während der Sitzung des Neustädter Stadtparlaments warnte Hoim davor, an einen Kauf des Geländes zu
denken. „Wir müssen so lange wie möglich die Hände von dieser Liegenschaft lassen“, betonte er.
Die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne umfasst eine Fläche von 32 Hektar, 4,2 Hektar davon sind bebaut. Allein 2 790 Meter Zaun umgeben das Areal.
Gegenüber der OP sagte Hoim, dass er damit rechne, dass der Bund massiv in die Stadtallendorfer Kasernen investieren müsse. In Neustadt habe die Bundeswehr ein modernes Kommunikationsnetz geschaffen. „Ich gehe davon aus, dass uns die Zukunft der Bundeswehr-Liegenschaften in Neustadt länger beschäftigen wird, als die Hinterlassenschaft der früheren Firma Ergee“, sagte Hoim.