Pfarrer Hummel kehrt zurück in seine Heimat

Geistlicher geht in den Ruhestand, der keiner wird Andreas Rhiel tritt erst im Februar 2013 seine Nachfolge an
Auch in seinem Ruhestand will sich Pfarrer Arnulf Hummel weiterhin als Geistlicher engagieren: im 450-Seelen-Nest Reulbach in der Rhön.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Lange ist Arnulf Hummel nicht mehr Pfarrer von Neustadt und Momberg: Sein Abschiedsgottesdienst steht am 2. September (11.30 Uhr, mit anschließendem Sektempfang und Pfarrfest ab 14 Uhr) an. Dann geht der 71-Jährige in den Ruhestand – in dem er allerdings kaum zur Ruhe kommen wird.
„Die Ruhestandsgeistlichen werden gebraucht“, betont Hummel, der seit 1991 für Neustadts Katholiken und seit 2008 auch für die Momberger zuständig ist. Es gebe immer weniger Priester – deshalb werde er auch im Ruhestand noch Aufgaben eines Geistlichen übernehmen: „Was genau ist natürlich davon abhängig, was mir der zuständige Pfarrer zuteilt.“
Hummel kam einst aus der Rhön in die Junker-Hansen-Stadt. Zwar kehrt er nicht in die Pfarrei Eichenzell zurück, wohl aber in die Region: „Ich liebe die Rhön. Sie hat einen ganz besonderen Reiz und eignet sich hervorragend zum Wandern, meinem liebsten Hobby.“ In Neustadt bleiben, wolle er nicht: Die Gefahr sei zu groß, dass es in der Gemeinde zur Zwietracht komme – eine These, die schon bei Paulus in der Bibel auftauche.
Grund zur Trauer gebe sein Abschied für die Neustädter nicht, betont der Pfarrer: „Pfarreien, die stark auf die Priester zentriert sind, sind ein Auslaufmodell“, erklärt Hummel und verweist auf eine Aussage von Bischof Heinz Josef Algermissen. „Ihr seid Kirche, ihr seid Priester“, laute daher seine Botschaft an die Gläubigen.
Rund 50 Jahre ist es her, dass sich Hummel entschloss, Pfarrer zu werden: „Die Nähe zur Kirche kam über mein Elternhaus. Die Menschen brauchen vielerlei, zum Beispiel Autos, die Müllabfuhr und anderes. Was sie aber wirklich brauchen, sind Antworten auf die letzten Fragen“, erinnert er sich und zitiert zur Ergänzung den Theologen und Lyriker Angelus Silesius: „Ich komme, ich weiß nicht woher. Ich bin, ich weiß nicht wer. Ich sterb‘, ich weiß nicht wann. Ich geh‘, ich weiß nicht wohin. Mich wundert’s, dass ich fröhlich bin.“
Insgesamt ist Hummel zufrieden mit seinen 46 Jahren als Pfarrer: Er habe seine Ziele zumindest „bruchstückhaft“ umgesetzt, wohl aber stets die Botschaft „Es gibt einen Gott, der Euch liebt“, den Menschen vermittelt. Zwar hätte er gerne noch mehr Zeit für die Gläubigen gehabt, doch dies sei aufgrund der vielfältigen Verpflichtungen schlicht nicht möglich gewesen. Am liebsten hatte Hummel dabei die Momente, in denen er drei Elemente verbinden konnte: In der Gemeinschaft die Natur zu genießen und dabei den Kontakt zu Gott zu suchen. Und so ist es kaum verwunderlich, dass er besonders die Gottesdienste an der Forstkapelle genoss. Als ganz besonderen Augenblick bezeichnet er indes einen Ausflug zur Milseburg vor zwei Jahren: Am Ende einer Wanderung durch die Rhön sollte ein Gottesdienst in einer Kapelle stehen, die allerdings eine Baustelle war. Also erklommen die Wanderer den Gipfel und Hummel hielt vor dem imposanten Hintergrund des Gipfelkreuzes und eines spektakulären Sonnenuntergangs die heilige Messe.
Der Pfarrer hinterließ aber auch andere prägende Eindrücke und bewies, dass er einen eigenen Kopf hat: Beim Fasching trat er jahrelang als Don Camillo auf, seit Jahren pflegt er die Ökumene mit der evangelischen Pfarrerin Kerstin Kandziora, und die Evolutionstheorie akzeptiert er.
In Zukunft will Himmel viel lesen (besonders theologische, aber auch spirituelle und mystische Literatur), viel wandern und beten – wobei er die letzten beiden Punkten gerne verbindet: Beim Wandern bete er gerne Rosenkränze, berichtet er: „Das hat etwas Meditatives.“
1966 war Hummel von Bischof Dr. Adolf Boke im Fuldaer Dom zum Priester geweiht worden. Danach war er als Kaplan in Kassel, Marbach und Eichenzell tätig. 1977 wurde ihm die Pfarrei Eichenzell übertragen. 1991 kam er nach Neustadt. Hummels Nachfolge tritt Andreas Rhiel an. Der gebürtige Kirchhainer ist noch als Pfarrer in der Gemeinde Freigericht an der Grenze zu Bayern tätig. Zum 1. Februar 2013 kommt er nach Neustadt. Bis dahin müssen die anderen Pfarrer des hiesigen Pastoralverbundes die Aufgaben Hummels übernehmen.