Ritter erobern Neustadt

„Dörnbergs Recken“ versetzen ihre Gäste zurück ins Mittelalter / Markt am Wochenende
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Man taucht ein in eine ganz andere Welt, in der die Uhren einfach anders ticken. Man ist anders, spricht anders – kann sich etwas gehen lassen, vielleicht sogar mal die Sau rauslassen.“ So erklärt Michael Vogt, warum er in seiner Freizeit gerne Mittelaltermärkte besucht und in voller Montur einen Ritter spielt – genauer gesagt den Baron Godfrey von Ibelin aus dem „Königreich der Himmel“.

Seine Begeisterung für die Welt der Ritter entdeckte der Neustädter bereits als Kind und Jugendlicher beim Schauen von Ritterfilmen. Mitte der Nuller-Jahre fuhr er dann gemeinsam mit Andreas Mann auf zahlreiche Mittelaltermärkte, auf der sich jede Menge historisch gewandete Menschen tummelten. Um sich zu integrieren, besorgten sich die beiden erstmal eine Tunika – die „echte“ Ausrüstung mit Stiefeln, Rüstung, Trinkhorn und vielem mehr folgte später. „So ganz billig war das nicht“, sagt Vogt – es reiche ja auch schließlich nicht, wenn ein Ritter nur ein Schwert besitzt. Und so hat er inzwischen um die 4 000 Euro in sein Outfit gesteckt – von denen sich aber jeder einzelne Cent für ihn gelohnt hat.

Außerdem blieb es nicht beim Besuch von Veranstaltungen: Angestachelt vom Gesehenen gründeten 15 Neustädterinnen und Neustädter im Jahr 2010 in Anlehnung an den Junker Hans die Interessengemeinschaft „Dörnbergs Recken“, der sie ein gelb-rotes Wappen verpassten. „Für eine eigene Ritterschaft waren wir einfach zu wenige“, erinnert sich Vogt und ergänzt voller Bedauern, dass die Reckinnen und Recken inzwischen nur noch zu fünft sind.

Aber: Sie haben sich eine eigene Taverne gebaut, die sie auch auf mittelalterlichen Märkten aufbauen – und damit auch am kommenden Wochenende auf der eigenen Veranstaltung am Junker-Hansen-Turm vertreten sein. Zwei Tage lang verwandeln sie das von historischen Gebäuden gesäumte Areal in eine mittelalterliche Welt. 20 Lagergruppen, bestehend aus etwa 200 Menschen, werden rund 120 Zelte aufbauen und zeigen, wie die Ritter beziehungsweise deren Mitmenschen einst lebten. Für Kinder (beziehungsweise kleine Ritter und Prinzessinnen) soll es zahlreiche Aktionen geben, beispielsweise Hufeisenwerfen, Armbrustschießen oder kleine Ritterturniere. Außerdem warten historische Brettspiele und vieles mehr auf sie. Hinzu kommen 35 Händler, die Waren feilbieten – des Weiteren werden unterschiedliche Gruppen für jede Menge über den Tag verteiltes Programm sorgen: So sind Schmiedevorführungen geplant, eine Stelzenläuferin zeigt ihr Können, ein Gaukler wartet mit Jonglage und Taschenspielen auf und Barden sorgen für Musik beziehungsweise Minnesang und Lautenklang. Die Schaukampfgruppe „Die Frankonier“ werden, zum Glück nur untereinander, in voller Rüstung die ein oder andere Schlacht austragen, während die Ritter von Schloss Berlepsch sich hoch zu Ross in Kämpfen messen. Zudem sollen sie am Samstagabend um 22 Uhr mit einer Feuershow für einen weiteren optischen Höhepunkt sorgen.

Organisatoren sind Michael Vogt und Eckhard Bieker, die Unterstützung von den Recken und ihren Hofdamen sowie von 28 weiteren mittelalterlich gewandeten Helfern bekommen. Der Eintritt ist kostenpflichtig, aber – so Vogt – die Preise seien familienfreundlich und im Vergleich zu anderen Veranstaltungen dieser Art gering.

Geöffnet ist der Junker-Hansen-Mittelaltermarkt in Neustadt am Samstag, 25. Juni, in der Zeit von 11 bis 23 Uhr sowie am Sonntag, 26. Juni, von 11 bis 19 Uhr.