Solarüberdachung für Parkplätze?

Stadt Neustadt soll Doppelnutzung bereits versiegelter Flächen prüfen
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Der Bedarf ist riesig, aber Land und Flächen sind endlich“, betonte Merve Hamel (FWG), als sie in der Stadtverordnetenversammlung einen Prüfauftrag an den Magistrat begründete. Die Freien Wähler regen an, bereits genutzte Flächen doppelt zu nutzen, also beispielsweise Parkplätze am Schwimmbad, vor dem Kultur- und Bürgerzentrum oder dem Mengsberger Hallenbad mit Solaranlagen zu überdachen – oder Solarmodule am Schwimmbadzaun, den Lärmschutz-Vorrichtungen an der Autobahn oder auf dem Lärmschutzwall am Ortseingang Neustadts einzurichten.

In Neustadt werde zwar schon mehr Strom produziert als genutzt (20 verbrauchten Gigawattstunden stehen jährlich rund 28,3 aus erneuerbaren Energiequellen gewonnene Gigawattstunden gegenüber), stellte sie heraus – aber allein schon, um bei der Mobilität die Umstellung auf Elektro-Antriebe voranzutreiben, werde jede Menge Strom benötigt.

Hinzu komme die Digitalisierung an vielen Stellen, die ebenfalls Strom brauche.

FWG spricht von einer Win-win-win-Situation

Hamel sprach von einer Win-win-win-Situation: Die Eigentümer der Flächen (oder Investoren) würden Geld durch Erzeugung von Solarstrom einstreichen, zudem würden auf Parkplätzen Autos im Schatten stehen – und bereits versiegelte Flächen bekämen einen Mehrwert, ohne dass weitere landwirtschaftlich nutzbare Flächen für die Energiegewinnung verbraucht werden müssen. Sie regte an, dass sich die Stadt auch mit Industrie und Landkreis in Verbindung setzen solle, um das Engagement dann auch auf deren Flächen ausweiten zu können.

Hans-Gerhard Gatzweiler (SPD) fand die Anregung gut und erinnerte daran, dass es solche Ansätze deutschlandweit bereits gegeben habe: „Aber sie wurden kaum verfolgt.“ Insbesondere bei Parkplätzen sei die Doppelnutzung sehr sinnvoll.

Bürgermeister Thomas Groll pflichtete dem bei, stellte aber gleichzeitig heraus, dass die Kosten für die Anlagen nicht vergessen werden dürften. Es sei nicht einfach, Investoren kleine Flächen schmackhaft zu machen: „Die wollen am liebsten hektarweise Land für Photovoltaikanlagen angeboten bekommen.“ Letztendlich segneten alle Stadtverordneten den Prüfantrag ab.

Der Ausbau der Energiegewinnung über Photovoltaikanlagen läuft in Neustadt aber auch schon: Die Stadt plant, in diesem und dem kommenden Jahr 300.000 Euro in Solarmodule zu investieren, die auf kommunale Dachflächen kommen.

Auf die kommunalen Dächer sollen Solarmodule kommen

Die Vorbereitungen laufen, betonte Groll im Gespräch mit dieser Zeitung. Beim Zollhof in Speckswinkel gelte es allerdings noch, Denkmalschutz-rechtliche Fragen zu klären. Außerdem gebe es noch ein Stehfalzdach, bei dem zu klären sei, wie sich Module dort aufbringen lassen.

Bei einem anderen Dach dieser Bauart seien schon im Jahr 2012 Module aufgebaut worden. Bei der Montage sei aber offenbar „etwas schiefgegangen“, sodass die Dachhaut beschädigt wurde – dort werde derzeit geklärt, wer für den Schaden aufkommen muss. Ein Gutachter habe sich den Schaden bereits angeschaut.

Zu bereits existierenden Photovoltaikanlagen auf Freiflächen erinnerte Groll daran, dass der Bund pro Kommune eine Belegung von einem Prozent der Flächen mit solchen Modulen vorschlage: „Da kann man geteilter Meinung sein. Bis wir diesen Wert erreichen, haben wir noch einiges vor – aber wir werden uns zur Thematik mit der Energiegenossenschaft Vogelsberg austauschen.“ Nicht zu vergessen ist, dass Neustadt Modellkommune der EAM in Sachen Energiewende ist und auch von dort bestimmt noch Input bekommt.