Stadt Neustadt muss den Regenbogen“ schließen

Kindertagesstätte hat erhebliche bauliche Mängel
„Ich hätte zu Beginn des Kindergartenjahres 2009/ 2010 lieber etwas Positives verkündet“, sagte Bürgermeister Thomas Groll gestern, als er die Schließung des „Regenbogens“ mitteilte.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Kindertagesstätte „Regenbogen“ ist geschlossen – das ist kein Wunder in den Sommerferien, allerdings bleibt die Einrichtung mindestens bis Ende des Jahres zu, vielleicht wird sogar ein Neubau fällig. Die Bodenplatte der rund 350 Quadratmeter großen Gebäu-defläche ist feucht, teilweise sogar als nass einzustufen. An einigen Stellen zieht die Nässe sogar bis in die Wände – allerdings auf maximal zehn Zentimeter Höhe, betont Bürgermeister Thomas Groll, sonst seien die Wände trocken. Außerdem habe sich Schimmel gebildet: „Aber das sind nur kleine Flächen.“
Die baulichen Mängel kamen während Routinearbeiten zu Tage. Die Bodenbeläge in Küche und Flur sollten erneuert werden. Bei einer Probebohrung im Juni hatte es noch keine Anzeichen von Nässe in der Bodenplatte gegeben, der Schock kam vor einigen Tagen: Handwerker entfernten die Bodenbeläge, woraufhin ihnen ein muffiger Geruch entgegen schlug. Sie stellten fest, dass der Estrich feucht war und sich stellenweise Schimmel gebildet hatte.
„Das Ergebnis war Anlass, die Arbeiten unmittelbar einzustellen und Kontakt zum Fachbereich Gesundheit des Landes aufzunehmen, um das weitere Vorgehen abzustimmen“, berichtet Groll. Anschließend folgte ein Ortstermin mit den Mitarbeitern des Fachbereichs und einem Umweltingenieur, der das Gebäude untersuchte und Messungen vornahm. Das Ergebnis war für die Stadt ernüchternd: Die Feuchtigkeits-werte lagen in allen Teilen der Kindertagesstätte über der „vertretbaren Norm“, des Weiteren hatten sich die Schimmelquellen in den Räumen verbreitet. Aber – und zu-
mindest das ist eine gute Nachricht für die Neustädter – eine Gesundheitsgefährdung der Kinder sei nach Angaben des Gutachters „äußerst unwahrscheinlich“ gewesen, erklärte Groll. Der Umweltingenieur habe auf ausdrückliche Nachfrage gesagt, die Feuchtigkeit sei kein Grund für gesundheitliche Bedenken und auch für eine Gesundheitsgefährdung durch den Schimmelbefall gebe es keine Anhaltspunkte.
„Verbindliche Aussagen über die Ursachen der Schäden können noch nicht getroffen werden“, gibt der Bürgermeister zu. Allerdings kommen drei Gründe in Frage: Eine defekte Rohrleitung, fehlende beziehungsweise defekte Abdichtungen oder nach oben gedrücktes Grundwasser -die 1952 eröffnete Kindertagesstätte steht an einer der nassesten Stellen Neustadts.
Gruppen müssen ins „Haus der Vereine“ und den „Sonnenschein“ ausweichen
Fakt ist: Die Kindertagesstätte kann nicht, wie geplant, am Dienstag wieder aufmachen. Die Betreuung der 85 Jungen und Mädchen ist jedoch gesichert, dafür trugen die Stadt und die Erzieherinnen des Regenbogens Sorge. Leiterin Claudia Orth und einige ihrer Mitarbeiterinnen brachen extra ihre Urlaube ab, um sich um die Organisation zu kümmern.
Die Gruppen „die Schlümpfe“ (Erzieherinnen Helena Eva und Ute Scheidt) und „die Häschen“ (Marie-Luise Stark, Olga Fesen-ko) werden auf dem Gelände des Kindergartens „Sonnenschein“ untergebracht: die „Häschen“ im Sportraum, die „Schlümpfe“ in
einem etwa 60 Quadratmeter großen „mobilen Raumsystem“ – also einem Container, der am Donnerstag angeliefert wird. Die „Mickey Mäuse“ (Claudia Orth, Stefanie Haude, Sabrina Schenk) und die „Zwerge“ (Lilli Rinnert, Nuryie Yil-maz) finden im Untergeschoss beziehungsweise im ersten Stock des „Hauses der Vereine“ Unterschlupf. „Die Ausweichräume wurden von den Fachbehörden gebilligt“, sagt Groll. Eltern werden gebeten, ihre Kinder ab Dienstag zu den Alternativstandorten zu bringen. Wie lange die Sanierung dauert ist unklar. Eventuell wird ein Neubau notwendig. m Stadt und Erzieherinnen wollen die Eltern möglichst umfassend informieren. Am Mittwoch, 5. August, findet daher um 20 Uhr ein Elternabend im „Haus der Begegnung“ statt.