Vom Vorsteher zum „Stadtältesten"

Neustädter wollen ausgeschiedene Kommunalpolitiker ehren Deutsche Bahn enttäuscht die Stadt
Neustadts Stadtverordnete beschlossen während ihrer Sitzung am Montag, ehemalige Weggefährten zu ehren, erfuhren Neuigkeiten über den Bahnhof und stellten fest, dass ein Kreisel zu teuer ist.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Sie formulierten gemeinsam ihren Wunsch und stimmten ihm dann auch einheitlich zu: Die Mitglieder der drei in der Stadtverordnetenversammlung sitzenden Fraktionen hatten den Antrag gestellt, ausgeschiedene Kommunalpolitiker zu ehren. Am Montag beschlossen sie, dem ehemaligen Stadtverordnetenvorsteher und Vorsitzenden der Festkommission Norbert Krapp die Ehrenbezeichnung „Stadtältester“ zu verleihen. Außerdem ehrt die Stadt den ehemaligen Momberger Ortsvorsteher Artur Groß sowie die langjährigen Stadtverordneten und Magistratsmitglieder Walter Nehrenheim und Wolfgang Ruhl mit der goldenen Ehrennadel.
Doch nicht alle Tagesordnungspunkte stimmten die Stadtverordneten am Montag fröhlich: Bürgermeister Thomas Groll teilte mit, dass die Bahn AG ihre aus Mitteln des Konjunkturprogrammes geplanten Sanierungen am Bahnhof nicht ausführen werde: „Bei den Planungen zu den Arbeiten im Rahmen des Konjunkturprogramms haben sich doch zum Teil erheblich Veränderungen ergeben, die daraus resultieren, dass wir geplante Maßnahmen aufgrund der betrieblichen Notwendigkeiten nicht durchführen können oder wenn wir keine geeigneten Firmen bekommen, die die Arbeiten noch in diesem Jahr erledigen können“, zitierte Groll aus einem Bahn-Schreiben. Es gebe also keine Dachsanierung, sagte Groll und ergänzt, die Bahn plane jedoch neue Sitzgruppen auf den Bahnsteigen, neue Fahrplanvitrinen, die Ausbesserung des Putzes am Treppenabgang und einen neuen Anstrich sowie neuen Korrosionsschutz am Geländer.
Wolfram Ellenberg (CDU) wollte wissen, wie es um einen behindertengerechten Zugang stehe: „Die Leute müssen sich reinquälen. Durch Hephata wird die Situation auch nicht besser.“ Groll entgegnete, er habe das Thema angesprochen, die Bahn wolle den Bahnhof allerdings veräußern und die Kosten für einen solchen Zugang beziehungsweise den Umbau nicht tragen.
Kreisel am Kaufpark wurde 400 0Ö0 Euro kosten
Der Bürgermeister beantwortete außerdem einen Prüfantrag der SPD. Die Fraktion hatte sich erkundigt, ob an der Kreuzung Marburger Straße / Emil-Rössler-Straße / Industriestraße ein Kreisverkehr umsetzbar sei. Als Begründung gaben die Sozialdemokraten an, es sei schwierig, sich in verkehrsstarken Zeiten aus den untergeordneten Straßen in den Verkehr auf der Marburger Straße einzureihen. Ein Kreisverkehr würde den Verkehrsfluss optimieren.
Groll entgegnete, es gebe seit dem Jahr 2001 eine Verwaltungsvereinbarung mit dem Amt für Straßen- und Verkehrswesen, die beinhaltet, dass die Stadt für eventuelle Umbauarbeiten einstehen müsse. Er habe das Amt aber wegen der Leistungsfähigkeit der Kreuzung angesprochen – und als Antwort bekommen, dass diese gegeben sei. Es komme nur zu geringen Rückstaus auf der Abbiegespur, noch dazu sei die Stelle kein Unfallschwerpunkt.
Georg August Metz, der Vorsitzende der Sozialdemokraten, erkundigte sich nach den Kosten für einen Umbau der Kreuzung zum Kreisel. Laut Groll würden sich diese grob geschätzt auf 400 000 Euro belaufen. Er sagte außerdem zu, einen Wunsch des SPD-Mannes zu erfüllen und den Fraktionsvorsitzenden den Vertrag zwischen Stadt und ASV zur Verfügung zu stellen.