Nur zwei Mal oben ohne

Polizei und Ordnungsamt kontrollierten Einhaltung der Corona-Regeln in Neustadt
Von Tobias Hirsch
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Unterwegs mit der Corona-Streife in Neustadt. Einsatzbesprechung am Junker-Hansen-Turm.Fotos: Tobias Hirsch
Neustadt. Die Corona-Lage spitzt sich zu. Die Restriktionen werden kontinuierlich verschärft. Viele Menschen fragen sich: Wie will man das alles kontrollieren – und wer soll es kontrollieren?

Eine Antwort auf diese Fragen bekamen die Bürger in Neustadt: Zusammen mit einem Aufgebot von 16 uniformierten Beamten der Bereitschaftspolizei aus Lich kontrollierten zwei Mitarbeiter des Neustädter Ordnungsamtes die Einhaltung der Abstands- und Maskenregeln in der Junker-Hansen-Stadt.

Dabei hatten die Ordnungskräfte vor allem die Gastronomie, Spielbetriebe, Angebote körpernaher Dienstleistungen und Lebensmittelmärkte im Visier.

Es geht um Präventionswirkung

Der Polizei ging es bei den Corona-Kontrollen in Neustadt vorwiegend um die Präventionswirkung, wie Polizeisprecher Martin Ahlich erklärte: „Die Kontrolle von Corona-Maßnahmen gehört zwar nicht zu unseren ordinären Aufgaben, aber selbstverständlich verschließen wir auch nicht die Augen, wenn gegen diese Vorschriften verstoßen wird.“ Und damit das gar nicht erst passiert, frei nach dem Motto „das wird doch eh nicht kontrolliert“, setzt die Polizei auf ein einfaches aber probates Mittel: Sichtbarkeit. „Ich finde es gut. So sieht jeder: Es wird eben doch kontrolliert“, sagte ein Gastronom.

Auch die Mitarbeiterin einer Spielhalle freute sich über den Polizeibesuch – eine Abwechslung zu den leeren Hockern unter den vergebens blinkendenden Spielautomaten: „Die Corona-Regeln haben alle verschreckt. Hier ist niemand.“ „Nur zwei Mal oben ohne“ weiterlesen

Neues Seniorenzentrum in Neustadt

MENetatis bietet Altenpflegeplätze und seniorengerechtes Wohnen / Enger Kontakt zur Stadt geplant
Von Stefan Dietrich

Neustadt. Ein neues Zuhause für Seniorinnen und Senioren in Neustadt: In der Straße „An der Ziegelei“ hat am Mittwoch, pünktlich zum Monatsanfang, das MENetatis Seniorenzentrum eröffnet. Das neu gebaute Haus bietet 70 stationäre Altenpflegeplätze in Einzelappartements mit Bad und WC sowie im Nachbargebäude zehn Einheiten für betreutes Wohnen, in denen beispielsweise auch Paare Platz finden.
„Wir eröffnen diese Woche unser zwölftes Heim“, sagte MENetatis-Geschäftsführerin Sandra Leps bei der Eröffnungsfeier, „und jedes Mal ist es nochmal schöner geworden.“ Sie zeigte sich erfreut, „wie schnell es gegangen ist – wir hatten erst im Juni 2020 Baubeginn“. Seit Beginn der Planungen sei es darum gegangen, das Heim für die Bewohnerinnen und Bewohner so schön wie möglich zu gestalten – vom Zuschnitt der Räume bis hin zur Auswahl der richtigen Farben. Sie dankte besonders Pflegedienstleiterin Deliah Menzel und Heimleiter Mario Müller, die in den Wochen vor der Eröffnung, als die Möbel kamen, eine „Wahnsinns-Herausforderung“ bewältigt hätten. Beiden überreichte Leps einen Blumenstrauß, ebenso wie Elfriede Müller-Ide, der ersten Bewohnerin des neuen Heims.
Große Feier im nächsten Jahr geplant
Sie ist aber schon nicht mehr die einzige, innerhalb der ersten Woche ziehen bereits zehn Seniorinnen und Senioren ein, berichtete Leps im Gespräch mit der OP.
24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat das Seniorenzentrum schon – deren Zahl wird mit zunehmender Belegung der 70 Altenpflegeplätze natürlich auch noch steigen.
„Hier wurde in Rekordtempo etwas geschaffen, und man kann sagen: Das Werk ist gelungen“, lobte Bürgermeister Thomas Groll das neue Seniorenzentrum. Der fünfgeschossige, hell und bunt gestaltete Neubau umfasst neben den Einzelappartements Wohn- und Aufenthaltsräume, einen Andachtsraum und eine hauseigene Großküche. Hinzu kommt eine Außenanlage mit Demenzgarten. Das Heim verspricht ein vielfältiges Unterhaltungs- und Beschäftigungsangebot für die Bewohnerinnen und Bewohner und eine private Atmosphäre, in der sich die Intensität der Pflege nach den Bedürfnissen der Seniorinnen und Senioren richtet und sie ein Recht auf Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Privatsphäre haben. „Wichtig ist uns, dass wir für alle Menschen in allen Pflegegraden da sind“, sagte Leps. „Neues Seniorenzentrum in Neustadt“ weiterlesen

Neustädter Mitteilungsblatt

Neustadt 750
Eine NEUe STADT entsteht Gerhard Bieker und Andrea Treisberg verfassten Buch zur Stadtgründung

Ende November wurde im Saal des Historischen Rathauses eine weitere Publikation im Vorfeld des Stadtjubiläums 2022 vorgestellt. Gerhard Bieker und Andrea Freisberg, die bereits vor fast zwei Jahrzehnten gemeinsam die Chronik „Nova Civitas – eine Wanderung durch die Geschichte der Stadt“ verfassten, gingen „mit viel Recherche, Lektüre und großem Wissensdurst“ – so ihre eigene Formulierung im Vorwort – der Frage nach, was es bedeutet, wenn einer Kommune im Mittelalter die Stadtrechte verliehen wurden bzw. wie sich die Stadtrechte auf die Entwicklung eines Ortes auswirken und diesen prägen. Ergebnis dieser fast zweijährigen Forschungen ist das Buch „Eine NEUe STADT entsteht“ mit einem Umfang von knapp 80 Seiten.
Bürgermeister Thomas Groll zeigte sich erfreut darüber, dass er unter den rund 25 Gästen, Corona-bedingt konnten es leider nicht mehr sein, auch Albert-Frederick Freiherr von Dörnberg und „Junker Hans“ Julian Schratz nebst Burgfräulein Marlene Gnau begrüßen konnte.
Groll ging in seinen einleitenden Worten darauf ein, welche Personen eine Kommune „zwingend“ brauche. Neben Pfarrer(in), Lehrer, Handwerker, Kaufmann und Bürgermeister nannte er auch den Chronisten, denn dieser hielte die Historie fest und bewerte diese.
„Wer das Heute verstehen will, der muss auch das Gestern kennen. Dankenswerterweise haben sich Gerhard Bieker und Andrea Freisberg bereits zum zweiten Male dieser wichtigen Aufgabe gestellt. Ihnen ist ein bemerkenswertes Buch gelungen. Danke sei auch der Firma Henrich- Druck gesagt, die für Gestaltung und I Druck verantwortlich zeichnet“, führte der Bürgermeister weiter aus.
Ein „Dankeschön“ galt auch dem Kulturhistorischen Verein Neustadt e.V. und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die beide die Herausgabe des Werkes in großzügiger Weise finanziell unterstützt haben.
Groll wünschte sich abschließend, dass die beiden Autoren „in einigen Jahren“ nochmals zur Feder greifen und erneut zur Neustädter Stadtgeschichte publizieren mögen.
Albert-Frederick von Dörnberg kam gerne Grolls Bitte nach und hielt ein kurzes Grußwort. Dabei verwies er darauf, dass er kein Nachkomme des Hans von Dörnberg sei, denn dieser hatte keine Kinder, sondern ein Nachfahre. Einer der Neffen des Erbauers des Junker-Hansen-Turmes sei vielmehr sein Ahnherr. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Wiera soll sich ihren Weg suchen

Nebenfluss der Schwalm wird im Bürgerpark renaturiert und bekommt eine Fischtreppe
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Die grundlegende Umgestaltung des Bürgerparks schreitet voran. Derzeit laufen die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt, in dem sich die Stadt Neustadt insbesondere der Wiera widmet.
In unmittelbarer Nähe des Kultur- und Bürgerzentrums lässt die Kommune eine Fischaufstiegsanlage bauen. Das vorhandene Wehr sei als „unpassierbares Wanderhindernis“ in der Wasserrechtsrahmenrichtlinie gekennzeichnet gewesen, berichtet Bürgermeister Thomas Groll und ergänzt: „Da es für die Einspeisung des Wassers in den Teich aber notwendig ist, kann es nicht einfach zurückgebaut werden.“ Insofern müsse das Wehr erhalten, aber eben auch für Fische durchgängig gemacht werden: „Das erreichen wir durch das Entfernen der Justiervorrichtung und den Bau einer Fischaufstiegsanlage.“ Die Brücke, die über den Fluss führt, bekommt zudem eine neue Deckschicht.
Ein Stückchen weiter ist die Stadt außerdem damit beschäftigt, die Wiera zu renaturieren. Dies geschehe durch „strukturverbessernde Maßnahmen“, sagt Groll und verweist darauf, dass dieses Projekt einen naturschutzrechtlichen Ausgleich für die Neugestaltung des Parks darstelle. Auf einer Seite werde die Uferböschung zu diesem Zweck abgeflacht. „Die stellenweise Einbringung von formwilden Steinen an den Böschungen wird die eigendynamische Entwicklung des Gewässers initiieren, so dass sich der Verlauf frei entwickeln kann“, erklärt der Rathauschef und übersetzt auf Nachfrage dieser Zeitung: „Das Wasser soll sich seinen eigenen Weg suchen.“ Da die Südseite der Wiera sehr nah an privaten Grundstücken liegt, sei dies eigentlich nur auf der anderen Seite möglich: „Auf der südlichen Uferseite sollen die Uferböschungen teilweise durch Wasserbausteine und Totholz gesichert werden.“ Außerdem komme noch ein Blühstreifen an den Rand des kleinen Fließgewässers. „Wiera soll sich ihren Weg suchen“ weiterlesen

Mit dem U-Boot hinunter bis ins Mittelalter

Neue Stadtschrift beschreibt die Entstehungszeit von Neustadt
Von Stefan Dietrich
Neustadt. Wie sah Neustadt aus, als die Stadt gegründet wurde? Im kommenden Jahr feiert die Stadt 750 Jahre urkundliche Ersterwähnung. Die Feierlichkeiten sollen aufgrund der Pandemie erst im April beginnen. Ein Anlass, einen Blick zurückzuwerfen auf die Entstehung der Stadt. Das haben Andrea Freisberg und Gerhard Bieker in rund zwei Jahren Recherchearbeit getan.

Das Ergebnis stellten sie gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Groll am Freitag im historischen Rathaus vor. „Eine NEUeSTADT entsteht“, heißt das Buch. Die besondere Schreibweise des Titels verbindet den heutigen Stadtnamen mit der frühen Geschichte, als die „neue Stadt“ auf lateinisch „Nova Civitas“ genannt wurde.

„Wir wollten nicht an der Oberfläche bleiben, sondern tief in die Geschichte eintauchen“, beschrieb Bieker die Arbeit an den rund 80 Buchseiten. Er verglich die Recherche mit einem U-Boot-Tauchgang. Denn eigentlich mussten Freisberg und Bieker noch tiefer in die Vergangenheit hinab als ins Jahr 1272, in dem Neustadt erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Die Gründung muss vorher gewesen sein, etwa um das Jahr 1250. „Wir haben lange gesucht, aber keine Stadtgründungs-Urkunde gefunden“, sagte Bieker, „nur Indizien“. Anhand derer konnten sie sich dennoch ein relativ genaues Bild von der Zeit der Stadtgründung machen.

Stadtgründer wollte Marktgebühren einnehmen

Der Stadtgründer dürfte demnach Graf Ludwig von Ziegenhain-Nidda gewesen sein. Gemäß der Teilungsurkunde der Grafschaften Nidda und Ziegenhain durfte er Städte nur südlich der Straße „Lange Hessen“ gründen. Im nördlichsten Zipfel seines Gebietes entstand Neustadt. Auch im Neustadt-Gedicht, das viele Menschen kennen, ist von dem Stadtgründer Ludwig die Rede. „Mit dem U-Boot hinunter bis ins Mittelalter“ weiterlesen