Bisher ist Neubau günstiger als gedacht

Für die Sanitärarbeiten blieben die Angebote aus • Für Lüftung und Heizung gab es nur teure Offerten
„Derzeit liegen wir ganz leicht, nämlich ein Prozent, unter den vorgesehenen Bauwerkskosten“, berichtet Bürgermeister Thomas Groll über das Projekt „Neubau des Hauses der Begegnung“.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Mit Kosten in Höhe von 6,3 Millionen Euro rechnet die Stadt Neustadt beim Neubau des Hauses der Begegnung. 5,4 Millionen Euro davon sind Baukosten, für die es Fördermittel gibt, die restlichen 900 000 Euro sind beispielsweise Planungskosten oder entfallen auf Einrichtungsgegenstände. „Salopp gesagt ist alles, was rausgetragen werden kann, nicht förderfähig“, erklärte Bürgermeister Thomas Groll.
Für Bauarbeiten in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro – also genau die Hälfte der förderfähigen Punkte – sind die Ausschreibungen bereits erfolgt. Die Abbrucharbeiten sind ebenso wie der erste symbolische Spatenstich bereits lange erledigt und die Rohbauarbeiten vergeben. Letzteres gilt inzwischen auch für die Aufstellung des Gerüstes, die Dachdeckerarbeiten und die mobile Trennwand für den großen Saal.
Weniger erfreut zeigte sich der Bürgermeister während der Stadtverordnetenversammlung, in der er nach dem Ausfallen der Fachausschüsse einen Überblick über das Gesamtprojekt gab, über die Ergebnisse der Ausschreibungen der Gewerke „Lüftung“ und „Heizung“. Dort trudelte jeweils nur ein Angebot bei der Stadt ein. Diese lagen 30 Prozent über den Schätzungen, was Groll „zweifellos auf die aktuelle Marktsituation“ zurückführte. Ein Ergebnis, was ihn dazu veranlasst, die Ausschreibungen aufzuheben und entsprechend der Vorgaben des Vergabeerlasses neu vorzunehmen: „Aufgrund des Zeitplanes stellt dies kein Problem dar.“ Ebenfalls neu ausschreiben muss die Stadt das Gewerk „Sanitärarbeiten“, denn dafür wurde überhaupt kein Gebot abgegeben. Ein Schicksal, das die Neustädter schon einmal in diesem Jahr ereilte: Auch für die Neugestaltung des Rathausplatzes war kein Angebot eingegangen. „Es zeigt sich, dass die Firmen über volle Auftragsbücher verfügen“, meint Groll und kündigt an, dass die Neuausschreibung „in Kürze“ erfolgen soll. Ziel sei es, frühzeitig Anbieter zu finden für den barrierefreien Umbau des Rathausplatzes (mit Mitteln des kommunalen Investitionsprogramms des Bundes) im Frühjahr 2020.
Die Ausführung der drei erwähnten Gewerke des Hauses der Begegnung soll im Januar 2020 beginnen.
Doch Groll hatte auch positive Nachrichten: Bei den Metall- und Fensterarbeiten wurde die Kostenschätzung um rund zehn Prozent unterschritten. Dies bedeute insgesamt, dass die Stadt „ganz leicht“ unter den vorgesehenen Bauwerkskosten liegt – und das sogar, obwohl sie die „Heizung“ und „Sanitär“ in ihre Schätzungen einbezogen hat
und „noch auf Besserung hofft“, so Groll. Im Vergleich zu anderen öffentlichen Auftraggebern sei dies eine positive Entwicklung, freut er sich und betont: „Hierbei haben sowohl die Arbeit der Planer, aber auch Glück eine Rolle gespielt.“
Seine Hoffnung ist natürlich, dass sich diese Entwicklung bei der Vergabe der noch ausstehenden Gewerke fortsetzt und es darüber hinaus im Verlauf der Arbeiten nicht zu unerwarteten Mehrkosten kommt. Der Bürgermeister verwies in diesem Zusammenhang aber auch darauf, dass die Kommune gegenwärtig über die finanziellen Mittel verfüge, um „gewisse Mehrkosten“ auffangen zu können: „Wir haben rund eine Million Euro im Sparstrumpf, sagt Groll mit einem Lächeln.
Voraussichtlich sechs Monaten dauern die Rohbauarbeiten, die Anfang Mai begannen. Für die erste Augusthälfte ist die offizielle Grundsteinlegung
vorgesehen. Der Bürgermeister hofft, dass Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, der stellvertretende hessische Ministerpräsident, an dieser Veranstaltung teilnimmt. Das größte investive Vorhaben in der Geschichte der Kommune wird vom Hessischen Wirtschaftsministerium schließlich mit rund fünf Millionen Euro aus dem Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ und dem Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ gefördert. Die dafür notwendige baufachliche Prüfung durch die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen sei „rundherum positiv verlaufen“, sagt der Bürgermeister und betont: „Die Planungen entsprechen voll und ganz den Förderrichtlinien.“
■ Über die Erweiterung des Kindergartens Momberg berichtete Groll, dass gegenwärtig der Bauantrag zur Einreichung beim Kreisbauamt vorbereitet werde. Unter Berücksichtigung der Marktsituation empfehle sich nach Auffassung der Planer eine Ausschreibung im Herbst 2019 und eine Bauausführung erst ab Frühjahr 2020.