AfD räumt in Neustadt und Steinperf ab / CDU gewinnt überall dazu / SPD punktet in Wetter
Von Felix Hamann und Florian Lerchbacher
Neustadt.
Die CDU hat die Bundestagswahl zwar für sich entschieden, und Friedrich Merz wird wohl der nächste Bundeskanzler, der Wahlgewinner ist jedoch die Alternative für Deutschland (AfD), die ihr Ergebnis von 10,4 Prozent im Jahr 2021 fast verdoppelte und am Sonntag mehr als 20 Prozent der Stimmen deutschlandweit erhielt. Auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf war sie der Gewinner schlechthin, erhielt 18,2 Prozent der Stimmen und damit ebenfalls fast 10 Prozent mehr als im Jahr 2021 (8,9 Prozent).
Mit 4.800 die meisten Stimmen in absoluten Zahlen erhielt die AfD im Landkreis Marburg-Biedenkopf aus der Stadt Marburg – allerdings stimmten prozentual gesehen nur 10 Prozent der Marburgerinnen und Marburger für die Partei, was im Kreis wiederum der niedrigste prozentuale Wert war. Die prozentual höchste Stimmenanzahl mit 30,1 Prozent erhielt die AfD derweil in Neustadt – vor vier Jahren hatte sie dort „nur“ 16,1 Prozent erzielt. In der Ostkreis-Stadt erzielte die Partei auch ihr bestes Ergebnis in einem einzelnen Wahllokal: Im „Kindergarten Eichsfelder Straße“ erhielt sie 48,4 Prozent der Stimmen. Schon vor vier Jahren war die AfD dort meistgewählte Partei, allerdings „nur“ mit 25,66 Prozent.
SPD und FDP machen Verluste, CDU legt leicht zu
Der blaueste Ort insgesamt im Landkreis ist erneut das Dorf Steinperf in der Gemeinde Steffenberg im Hinterland. Dort wählten 156 Menschen die AfD – was 46,2 Prozent der Stimmen entspricht. Vor vier Jahren hatte sie dort 30,94 Prozent erzielt – und war deutlich stärkste Partei. In Steffenberg insgesamt holte sie 29,2 Prozent und somit 11 Prozent mehr als 2021. Weitere „Hochburgen“ der AfD sind Rollshausen (40,4 Prozent), Rodenhausen (37,7 Prozent), Wommelshausen (37,4 Prozent) und Erdhausen (36,1 Prozent).
Die SPD machte in allen Kommunen Verluste: in Bad Endbach und der Gemeinde Steffenberg mit mehr als 13 Prozent am deutlichsten. Am ehesten konnte die SPD ihr Ergebnis von vor vier Jahren in Marburg halten, obwohl sie auch hier rund 6,2 Prozentpunkte verlor. Ihr bestes Ergebnis bei dieser Wahl erzielte die Partei im Landkreis in der Stadt Wetter mit rund 24,1 Prozent, wie auch schon bei der Bundestagswahl 2021. Allerdings verschlechterte sich auch hier das Ergebnis um rund elf Prozentpunkte.
Die CDU legte dagegen überall leicht zu. Sie erzielte in der Stadt Amöneburg mit 41,6 Prozent ihr bestes Ergebnis, während in Stadtallendorf mit rund 1,1 Prozentpunkten im Vergleich der kleinste Anstieg zu verzeichnen war. Den größten Zugewinn erzielte die Partei in der Stadt Biedenkopf. Hier konnte die CDU rund 8,2 Prozentpunkte mehr holen als noch bei der letzten Bundestagswahl 2021. Auch in den Gemeinden Dautphetal, Breidenbach und Lahntal waren Zuwächse von mehr als sechs Prozentpunkten zu beobachten.
Linke verbessert ihr Ergebnis überall im Kreis
In Amöneburg holten derweil die Grünen 0,1 Prozent mehr als vor vier Jahren – während sie ansonsten kreisweit überall verloren. Besonders in der Universitätsstadt Marburg mussten sie einen Verlust von rund 5,5 Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 hinnehmen, erzielten aber dennoch hier mit rund 22,5 Prozent ihr bestes Ergebnis bei dieser Wahl im Kreis. In der Gemeinde Steffenberg gab es mit rund 7,4 Prozent dagegen für die Grünen nur minimale Verluste im Vergleich zu vor vier Jahren.
Die Linke legte überall im Kreis zu, während die FDP überall deutlich weniger Stimmen erhielt. Insbesondere in der Gemeinde Breidenbach sowie in den Städten Amöneburg und Neustadt musste die FDP mit rund 9,1 beziehungsweise über acht Prozentpunkten größere Stimmenverluste hinnehmen. Die Linke konnte dagegen überall im Kreis ihr Ergebnis verbessern. Besonders stark etwa in Marburg mit rund 8,7 sowie mit 4,5 Prozentpunkten in Stadtallendorf. Den geringsten Zuwachs für die Partei gab es dagegen in der Gemeinde Wohratal.
Hochburgen der einzelnen Parteien
„Hochburgen“ der CDU sind Emsdorf (56,8 Prozent), Momberg (50,4 Prozent), Bellnhausen (50 Prozent), Mardorf (im Wahllokal 2 gab es 48,1 Prozent), Rüdigheim (46,6 Prozent) und Silberg (46 Prozent). Die SPD erzielte ihre besten Ergebnisse in Schwarzenborn (36,7 Prozent), Altenvers (32,8 Prozent), Elmshausen (32,6 Prozent) und Rachelshausen (32 Prozent).
Die Grünen schnitten am besten ab in Seelbach (23,3 Prozent), Friebertshausen (22,8 Prozent), Sichertshausen (16,3 Prozent) sowie Niederwalgern/Kehna/Stedebach (16,3 Prozent). Die Linke holte im Wahllokal Waldschule in Stadtallendorf 23,7 Prozent und in Kirchhain im Bürgerhaus 14,2 Prozent, in Reddehausen 14,1 Prozent, in Allna/Nesselbrunn/Weiershausen 13,5 Prozent sowie in Unterrosphe 13 Prozent.