„Helfen war einfach genial“

Amöneburger Bürgerverein unterstützt ehrenamtliche Helfer aus Neustadt • Nachfrage steigt ständig an
Seit 2013 bildet der Bürgerverein zum neunten Mal Bürgerhelfer aus. Derzeit besuchen 30 Interessierte die Schulungen im Gemeenshaus.
von Karin Waldhüter
Amöneburg. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Mardorf, Amöneburg und den Ortsteilen und, das ist diesmal die Besonderheit, auch aus Homberg und Neustadt, wo gerade Bürgervereine aufgebaut werden. Die Teilnahme an der 42-stündigen Qualifizierung ist die Grundlage für den Einsatz als Bürgerhelfer.
Die Ausbildung vermittelt pflegerische und hauswirtschaftliche Grundkenntnisse, dazu kommen Einblicke in den Umgang mit Demenzkranken und das Üben des Einsatzes verschiedener Hilfsmittel für einen sicheren Alltag. Die Teilnehmer lernen Handgriffe zur Ersten Hilfe und besprechen rechtliche und finanzielle Fragen.
Zudem wird die Rolle von Ernährung und Berührung bei alten, kranken und sterbenden Menschen erläutert. „Es ist wichtig, dass solche Schulungen angeboten werden, denn ohne diese Unterstützung wird vieles in Zukunft nicht mehr möglich sein“, findet Teilnehmerin Patricia Kliem.
Auf diese Art und Weise könne man auch ein Vorbild für die nachrückende Generation sein, so die Amöneburgerin. Insgesamt qualifizierten sich in den vergangenen Jahren etwa 180 Bürgerhelferinnen und Helfer. Und die Nachfrage nach Unterstützung ist groß, wie Christina Stettin, Koordinationskraft der Bürgerhilfe, betont. „Es gibt fast mehr Nachfragen, als wir sofort bedienen können“, berichtet sie. Aktuell würden etwa 170 Klienten in ihrem Alltag unterstützt. „Ich habe den Eindruck, dass sich die Gruppe gemeinsam weiterentwickelt hat und das Verständnis für die älteren Menschen in dieser Zeit gewachsen ist“, so Stettin.
Erst kürzlich gründete sich in Neustadt der Bürgerverein „WIR für Uns!“ (die OP berichtete).
Sieben Interessierte aus Neustadt nehmen vom 25. April bis zum 26. Juni am Unterricht teil. Zwei davon sind sogar schon in Speckswinkel und Mengsberg im Einsatz.
Neustadt braucht Koordinationskraft
Doch in Neustadt gilt es noch eine Hürde zu überwinden, bis man dort mit den Schulungen der Bürgerhelfer beginnen kann, denn eine Koordinationskraft muss angestellt werden, wie Christina Stettin erläutert. Ein Förderantrag dazu ist der
zeit in Arbeit. Ab dem 30. November werden die eingegangenen Anträge beim Landkreis bearbeitet. Nach einer öffentlichen Ausschreibung der Stelle könnten dann in Neustadt, wie mittlerweile auch in Stadtallendorf, Bürgerhelfer geschult werden. Eine der Teilnehmerinnen in Mardorf ist Svetlana Nerenberg, „bsj“-Quartiersmanagerin im Rahmen des Städtebauförderprogamms „Soziale Stadt“ und zuständig für die Umsetzung des Altenhilfekonzeptes in Neustadt. In Planung sei derzeit der Aufbau eines Cafés für Menschen mit und ohne Demenz, berichtet Nerenberg, die ehrenamtlich an der Schulung teilnimmt. „Ich mache mit, um Tipps zu bekommen, wie man mit Senioren richtig umgeht“, erklärt Elke Dippel, die ebenfalls aus Neustadt kommt. Viele Jahre habe sie für eine ältere Dame den Einkauf gemacht. „Helfen war einfach genial“, sagt sie.
Eine neue hessische Verordnung hat es mit sich gebracht, dass die Schulung nicht mehr wie bisher 62 Unterrichtseinheiten, sondern jetzt 42 Stunden umfasst, was zu strukturellen Änderungen geführt habe, sagte Christina Stettin.