vor/Militärhistorische Sammlung in der Schwebe
Soldaten gehen, aber Stadtverordnete schwänzen
Neustadt. (aws). Am Vorabend von Himmelfahrt hat die Hälfte der Neustädter Stadtverordneten den Parlamentarischen Abend mit Bundeswehr-Offizieren geschwänzt. Sehr zum Ärger von Bürgermeister Manfred Hoim (CDU). Der parlamentarische Abend für die kommunalen Vertreter der Stadt Neustadt und Soldaten der Panzerbrigade 14 hat eine jahrzehntelange Tradition und soll den gegenseitigen Austausch fördern.
„Hier hätte man die Möglichkeit gehabt, Informationen über den Standort und die Ernst-Moritz-Arndt Kaserne aus erster Hand zu bekommen und diese Gelegenheit wird von vielen Mandatsträgern nicht wahrgenommen“, kritisierte Hoim die nicht anwesenden Stadtverordneten und Stadträte.
Brigadekommandeur General Wolfgang Brüschke hatte seinen letzten öffentlichen Einsatz am Standort. Am Dienstag gibt er sein Kommando ab. Nach seinen Worten steht die Panzerbrigade 14 im Moment in der Mitte einer Phase zwischen zwei Einsätzen. Der nächste Auslandseinsatz, der die „Hessischen Löwen“ für vier Monate nach Afghanistan führen wird, beginnt im November und endet am 31. März 2006. Die Ausbildung dafür wird in wenigen Wochen aufgenommen. Brüschke bezeichnete die Einstellung und die Motivation aller Soldaten trotz der bevorstehenden Auflösung und der Auslandseinsätze als ausgesprochen gut. Die Fortführung der Tradition der am Standort aufgelösten Truppenteile und Verbände lag dem Brigadekommandeur sehr am Herzen. Die militärhistorische Sammlung brauche nach Aufgabe der Ernst-Moritz-Arndt Kaserne einen neuen Platz. Hier müsse man auf das Traditionsverständnis der neuen militärischen Führung hoffen, die künftig in der Herrenwaldkaserne in Stadtallendorf stationiert wird. Unterstützend könne dabei der neu gegründete Förderverein unter seinem Vorsitzenden Oberstleutnant Werner Gemmecker eingreifen.
Oberstleutnant Henry Hölzner, der Logistikgeneralstabsoffizier der Brigade und zugleich Kasernenkommandant der Neustädter Kaserne, referierte über deren jetzigen Bestand und eine mögliche zukünftige Nutzung der Liegenschaft.
Die Kaserne, in der zur Zeit 842 Soldaten und etwa 60 zivile Mitarbeiter stationiert sind, verfüge über die klassische Dreiteilung in Unterkunfts- und Funktionsbereich, Sportanlagenbereich und Technischen Bereich. Durch diese Dreiteilung sei eine zukünftige Vermarktung als Ganzes oder auch in Teilbereichen eigentlich sehr leicht sicherzustellen.
Einen Silberstreif am Horizont ist nach den Worten von Hölzner jetzt schon die Firma Krauss-Maffei-Wegmann (KMW), die bereits seit mehreren Jahren Hallen und Lagerbereiche der Kaserne nutze und an einer Weiternutzung dieser Bereiche nach Aufgabe der Kaserne sehr interessiert sei.
Für das laufende Jahr sind von Seiten der Brigade noch folgende Termine geplant: Am 3. September findet im Rahmen des Heimat- und Soldatenfestes der traditionelle Tag der offenen Tür in der Herrenwaldkaserne statt. Das alljährliche Brigadebiwak wird diesmal in Verbindung mit dem Verabschiedungsappell für den Afghanistaneinsatz am 30. September durchgeführt, und zum Wohltätigkeitskonzert im Haus der Begegnung laden Stadt und Brigade für den 10. November ein.