Neustädter Mitteilungsblatt

Hallenbad Mengsberg sanieren oder schließen?

Diese Frage schwebt wie ein Damoklesschwert über Magistrat und Stadtverordnetenversammlung der Stadt Neustadt
Die Diskussion um das Hallenbad in Mengsberg steht der Stadtverordnetenversammlung schon seit Jahren ins Haus und auch in den Diskussionsbeiträgen zum Beschluss des Haushaltes 2005 bezogen sich besonders Wolfgang Taschner (FWG) und Günter Hämer (REP) auf dieses Thema. Die Zustimmung zum Haushalt, die Wolfgang Taschner zu Beginn seiner Ausführungen einräumte, versah er mit einem „ABER“. Wenn auch der Haushalt ausgeglichen sei, so gäbe es doch unterschiedliche Auffassungen darüber, für welche Bereiche das zur Verfügung stehende Geld ausgegeben werden sollte, erklärte er. Auf jeden Fall sollten sich darin auch die Wünsche und Ansprüche der Bürger widerspiegeln, die über Steuern für die Finanzmittel sorgen. Es gibt Ausgaben, fuhr Taschner fort, an denen man auf Grund bestehender Pflichten nicht vorbei kommt, es gibt aber auch Bereiche, in denen es in der Macht der Stadtverordneten liegt, die Höhe der Ausgaben zu bestimmen. Wenn man allein die Kosten nimmt, die für den Betrieb des Hallenbades im Stadtteil Mengsberg aufgebracht werden müssen, dann kann man auf Grund der Besucherzahlen schon ins Grübeln kommen. Die Kosten werden von Allen getragen, den Nutzen haben nur Wenige. Da sollte man sich schon ernsthaft die Frage stellen, ob es richtig ist, den Erhalt mit allen Mitteln bewerkstelligen zu wollen. Er kam auch noch mal darauf zurück, dass man mehrfach an Privatisierung gedacht habe, das habe sich aus Mangel an Interesse schnell zerschlagen. Es sei nun zu überdenken, ob man das Hallenbad nicht einem bestehenden oder noch zu gründenden Verein übergeben sollte oder es einfach nur noch als Immobilie ansehe, die man dann zum Verkauf anbieten könne. Er schlug ferner vor, dass der Reitverein oder der TSV Mengsberg das Schwimmbad als Halle nutzen könnten. Vorschläge hielt er auch für das Personal bereit. Im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit könne man dieses im Winter nach Schwalmstadt oder Stadtallendorf ausleihen.
Günter Hämer, dessen Fraktion schon seit Jahren für eine Schließung des Hallenbades plädiert, machte in seiner Rede deutlich klar, dass man dem Haushalt zustimme, aber dem Investitionsplan, in dem Mittel für die Sanierung des Hallenbades in Höhe von 300.000 Euro für 2006 eingestellt sind, die Zustimmung ohne Wenn und Aber verweigere. Man habe immer darauf hingewiesen, dass es unverantwortlich sei, zwei Bäder zu betreiben und auch schon mehrfach Vorschläge unterbreitet, wie man dies zu einem für alle Beteiligten guten Ende bringen könne. Die eingestellten Mittel, so sind die Republikaner überzeugt, werden bei weitem nicht ausreichen und eine weitere Kreditaufnahme sei dann nicht ausgeschlossen. Er sehe aber auch, dass angesichts anstehender Kommunalwahlen im Frühjahr 2006 die Gefahr besteht, dass man wider jegliche Vernunft „Wählerklientel“ nicht vergraulen will, also Weiterwurschteln wie bisher.
Bürgermeister Manfred Hoim erklärte dazu, dass jetzt die Kosten für die Sanierung ermittelt werden sollen. Fakt ist, räumte er ein, dass etwa 4.000 Euro von Bürgern für die Nutzung des Hallenbades eingehen, der Rest ist Schulsport. Das Geld, was vom Bürger einkommt, das reicht noch nicht mal für das Wasser, der jährliche Defizitbetrag, ohne Investitionen, liegt derzeit bei fast 100.000 Euro. Das Hallenbad wurde vor 30 Jahren gebaut und die Stadt Neustadt hat es im Zuge der Gebietsreform geerbt. Wenn am Ende der Überprüfung alle, Zahlen ins Haus stehen, muss eine Entscheidung getroffen werden. Hoim erklärte aber auch, dass er nicht unbedingt dafür plädiere, alles in den kleinen Orten platt zu machen.
Schwimmmeister Eduard Faber rührte die Presse einmal zu einer Besichtigung in die unterirdischen Gefilde des Hallenbades. 1974 im März wurde das Hallenbad eröffnet, und auch nach 30 Jahren befindet sich das Becken noch in einem verhältnismäßig guten Zustand, erklärte er. Sicher gäbe es da und dort kleine Mängel, die seien aber seiner Ansicht nach nicht gravierend. Im Gegenteil zu anderen Hallenbadern sei der Keller trocken und damit auch das Becken und die Überläufe dicht. Auch der Zustand der Rohrleitungen befindet sich in einem noch verträglichen Zustand. Der Filter ist zu klein und musste durch einen größeren ersetzt werden, die Anbindungskanäle hingegen sind in Ordnung. Die Steuerung der Lüftung muss durch eine moderne Mess- und Regeltechnik ersetzt werden. Bei den Öfen handelt es sich um alte Exemplare, bei denen der eine mehr als 30 Jahre alt sei. Trotzdem befinden sich beide noch in einem vertretbaren Zustand, was nicht ausschließt, dass sie erneuert werden müssen. Dies trifft auch auf Teile der Heizung zu. Die Umwälzanlage, die die Zufuhr von Chlor und Desinfektionsmitteln regelt, wird manuell betrieben. Sie muss gegen eine neue Anlage mit moderner Technik, die diese Zuführung automatisch regelt, ausgetauscht werden. Dies gilt ebenso für die elektronische Steuerung und viele andere Teile der Elektrik.
Das Hallenbad in Mengsberg wird zweimal in der Woche von ca. 120-150 Kindern und Jugendlichen des DLRG genutzt. Jeden Tag zwischen 08.00 und 13.00 Uhr, jeweils von den Herbstferien bis zu den Osterferien nutzen die Grundschulen Mengsberg-Momberg, Wohra, die Mittelpunktschule Wohratal und die Gesamtschule Neustadt das Hallenbad zum Schulschwimmen.
Neben Kinderschwimmkursen wird das Hallenbad für einen Kurs der Volkshochschule und von einer Damen-Wassergymnastikgruppe genutzt. Insofern erfüllt das Bad sein Nutzungsziel, es ist ein Schwimmbad und kein Freizeitbad.