Rathaus-Verteidigung scheitert kläglich

Pleiten, Pech und Pannen: Neustadts Närrinnen und Narren nahmen den Regierungssitz der Stadt problemlos ein
Von Florian Lerchbacher

Neustadt.
Große Töne spuckte Bürgermeister Thomas Groll, als Neustadts Närrinnen und Narren auf das Rathaus vorrückten und es erobern wollten. Er habe die Bürgerwehr und auch die Patenschaftskompanie der Bundeswehr auf seiner Seite, zeigte sich Groll siegessicher – um dann verzweifelt zusehen zu müssen, wie die Verteidigungsreihen ihn im Stich ließen. Die Bürgerwehr gab sich noch größte Mühe, doch nur vereinzelt ließen die Gardisten die Büchsen knallen. Stattdessen dominierten Ladehemmungen und Fehlzündungen das Bild. Derweil zogen es die Soldatinnen und Soldaten vor, für die anrückenden Karnevalistinnen und Karnevalisten ein Spalier zu bilden – was offenbar beeindruckender war als die Versuche der Gardisten, denn kaum ein Narr traute sich, dort hindurchzuschreiten.
Kinderprinzenpaar will WLAN im Park

Und so übergab Groll dann auch ohne Murren die Schlüssel für die Rathäuser an die beiden Prinzenpaare – mit dem Hinweis an die neuen Herrscher der Stadt, die beide Feuerwehrleute sind, bis Aschermittwoch bloß nicht die Gunst der Stunde zu nutzen und ein Feuerwehrfahrzeug zu kaufen. Prinz Ralf II. (Gies) und Prinzessin Stefanie I. (Kuhn) akzeptierten die Bedingung und riefen stattdessen die Mitarbeitenden der Stadt auf, möglichst schnell Anträge auf Urlaub und/oder Gehaltserhöhungen einzureichen, damit sie diese genehmigen können.

Auch das außergewöhnlich wortgewandte und witzige Kinderprinzenpaar vom Jugendblasorchester hat Pläne für die kurze Regentschaft im Rathaus: Die Nachwuchsherrscher schlugen vor, im Park W-Lan einzurichten und neben den Bänken Ladestationen aufzubauen. Dann würden auch wieder mehr Jugendliche den Weg nach draußen wagen. Zudem kündigte Prinz Nils (Mock) an, bei der nächsten Bürgermeisterwahl als Konkurrent Grolls anzutreten – mit Prinzessin Aliah (Balci), einer Großmeisterin am Monopoly-Spielbrett, als künftiger Finanzministerin an seiner Seite.

Zahlreiche Tanzgarden zeigen ihr Können

Von den fünf karnevalstreibenden Vereinen ließen außerdem zahlreiche Tanzgruppen die Beine fliegen: die Prinzengarde und die Tanzgarde vom VfL, die Rote Garde des Frauenvereins, die Hipp de Bibbs von Sankta Maria, die Majoretten vom Jugendblasorchester sowie die Kolpinggarde. Außerdem hielten die Sitzungspräsidentinnen und -präsidenten beziehungsweise Vertreterinnen und Verstärkung kurze Reden. Beispielhaft sei Andreas Gnau genannt, der sich zunächst über Grolls halbherzige Verteidigungsversuche amüsierte. Diese würden unter bestimmten Bedingungen anders aussehen: „Er würde riskieren Kragen und Knopf, gäbe es dafür einen Fördertopf.“

Zudem rief der Sitzungspräsident die Politikerinnen und Politiker Deutschlands dazu auf, sich an Neustadts Närrinnen und Narren zu orientieren und sich nicht an Farben festzuhalten, sondern an einem Strang zu ziehen: Denn nur gemeinsam könnten wir etwas ändern.

Einen neuen Blickfang gibt es in Neustadt übrigens auch: Erstmals trat an Rosenmontag „Juno“ in Erscheinung. Das neue Maskottchen der Stadt ist ein lebensgroßer Junker-Hansen-Turm aus Stoff, der sich bei Jung und Alt direkt großer Beliebtheit erfreute und immer wieder als Fotomotiv herhalten durfte.