Schüler protestieren gegen geplanten Bildungsabbau

Ziel der Aktionen ist die Umwandlung in integrierte Gesamtschule
Neustadt. Mehr als 700 Wald- und Gesamtschüler demonstrierten gestern ihre Solidarität und setzten sich mit einer Schülerkette für den Erhalt des gymnasialen Zweiges ein.
von Silke Pfeifer-Sternke
Unter dem Motto „Wir wollen zusammenbleiben“ bildeten die Neustädter Schüler eine Kette von der Waldschule bis zum Schulhof der Gesamtschule Neustadt. Dort versammelt hielten die Gymnasiasten eine rote Karte hoch. Grund für die Aktion: Der Schulzweig steht
auf der Streichliste des Ministeriums, weil der Richtwert von 24 Schülern pro Klasse zwei Mal in Folge unterschritten worden ist.
Aufgerufen zu der Aktion in der 3. und 4. Schulstunde hatte die Schülervertretung. Schulsprecherin Milena Abojan (16, Klasse 9aH) forderte ihre Mitschüler auf, sich weiter für ihre Schule einzusetzen – auch nach dem Teilerfolg. Denn es wird zwar aufgrund des öffentlichen Drucks im nächsten Schuljahr wieder eine Gymnasialklasse eingerichtet werden, doch das eigentliche Ziel, die Umwandlung der kooperativen in eine integrierte Gesamtschule (IGS), müsse erreicht werden.
„Damit für Neustadt ein vollständiges Bildungsangebot erhalten bleibt“, betonte Abojan und ergänzte: „Wir wollen alle zusammenbleiben. Das ist nur mit einer IGS möglich.“
Andrea Bauscher, Vorsitzende des Schulelternbeirates, zeigte sich beeindruckt von der Solidarität, die die Schüler für den Erhalt ihres Bildungsstandortes zeigen. Auch sei die Aufstellung der Schülerkette sehr diszipliniert abgelaufen, berichtet sie.
Unterstützung für ihre Aktionen erhalten die Neustädter auch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Kreisverband Marburg-Biedenkopf. Die GEW
setzt sich dafür ein, dass Kinder in einer integrierten Gesamtschule länger gemeinsam lernen können.
Den bildungspolitischen Kahlschlag müsse man auch vor dem Hintergrund sehen, dass die Stadt Neustadt in den vergangenen Jahren durch Firmenschließungen hunderte Arbeitsplätze verloren hat und der Bundeswehrstandort geschlossen wird. Das bleibe nicht ohne Konsequenzen. Gibt es kein gymnasiales Angebot mehr in Neustadt, müssten die Schüler nach Treysa, Kirchhain oder Amöneburg ausweichen. Für Lehrer stünden Versetzungen an, erklärte Hartmut Möller, GEW-Sprecher.