Karl-Winfried Seif machte sich mit den Bürgern Gedanken über die Leerstände in der Ortsmitte
Momberg. Staatssekretär Karl-Winfried Seif sucht gestern nicht nur das Gespräch mit Neustadts Bürgermeister Thomas Groll, sondern tauschte sich auch mit den Bürgern aus.
von Florian Lerchbacher
Der Staatssekretär vom hessischen Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz sprach während einer Ortsbegehung lange mit Momberger Bürgern über das alte Backhaus in der Ortsmitte – einen Vorschlag für Sanierung und künftige Nutzung hatte aber niemand parat.
Dafür überbrachte Seif Neustadts Bürgermeister gute Nachrichten: Groll hatte gebeten, den förderfähigen Gesamtinvestitionsrahmen von 700000 auf 800000 Euro zu erhöhen – diesen Wunsch erfüllt ihm das Land.
Seit dem Jahr 2004 läuft die Dorferneuerung in Momberg. Umgesetzte Projekte sind der Kinderspielplatz, die Neugestaltung des Kirchplatzes und der neue Teil des Dorfgemeinschaftshauses. Insgesamt gab die Stadt 280000 Euro aus. Dem gegenüber standen Einnahmen in Höhe von 142000 Euro.
Bis zum Jahr 2012 wollen die Momberger weiter am Dorfgemeinschaftshaus arbeiten, den Festplatz neu gestalten und eine Lösung für das Backhaus finden. Zu allen drei Projekten haben sich Arbeitsgruppen gebildet. „Die Dorferneuerung entsteht von unten. Ohne Sie geht nichts“, lobte Seif das Engagement der Bürger. „Wir haben noch viel vor und brauchen Sie“, schlug Groll in die gleiche Kerbe und betonte, dass man außerdem noch etwas gegen
die Leerstände in der Arenecke im alten Ortskern tun wolle. „Elf Gebäude stehen dort leer, sagte Ortsvorsteher Artur Groß und ergänzte: „Wir benötigen erstmal die finanziellen Mittel. Dann können wir die Häuser kaufen und uns überlegen, welche Veränderungen wir vornehmen.“
„Was nutzt einem der Denkmalschutz, wenn dadurch Sanierungen so teuer werden, dass sie sich niemand leisten kann und die Gebäude letztendlich zusammenbrechen?“, fragte Seif und fügte hinzu: „Wir müssen mit der Denkmalbehörde gemeinsam einen Weg finden, um in den Ortskernen etwas zu bewegen. Es ist wichtig, sie zu erhalten, denn sie sind Teil unserer Kultur.“ Er habe auch schon den Landeskonservator darauf aufmerksam gemacht, dass Kommunen etwas Freiraum brauchten. Manchmal würde es reichen, einen alten Balken zu retten – der wiederum könnte dann in ein neues Haus integriert werden, so könne man alt und neu miteinander verknüpfen.
Damit sprach er nicht nur Groll aus dem Herzen, der sich seit Wochen mit den Leerständen in den Stadtteilen Neustadts auseinandersetzt. Auch Manfred Hoim, der als Vertreter von Landrat Robert Fischbach gekommen war, setzte sich für eine Lockerung des Denkmalschutzes ein: Es sei oftmals viel sinnvoller, nur das ein oder andere Haus zu retten. Es müsste nicht auf Biegen und Brechen jede alte und marode Scheune geschützt werden.