Zukunft der Gesamtschule ungewiss

Verkehr belastet Bürger im Stadtkern
Kommentierender Jahresrückblick für Neustadt Hallenbad wird saniert, Marktstraße umgestaltet
Neustadt. Die Bürger beklagen den zunehmenden Verkehr, der die Wohnqualität beeinträchtigt und sehnen die Autobahn herbei. Die Marktstraße soll umgebaut, der Stadtkern attraktiver werden.
von Helmut Seim
Probleme hat Neustadt wahrlich genug: Die Stadt an der östlichen Kreisgrenze kämpft vergebens für den Erhalt des Bundeswehrstandortes. Die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne wird zum 30. Juni 2008 geschlossen und die Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ aufgelöst. Gleichzeitig verliert die Innenstadt an Attraktivität, weil Geschäfte schließen und immer mehr Kaufkraft zu den Märkten auf dem ehemaligen Ergee-Gelände an den Stadtrand fließt.
Obwohl auch in Neustadt das Geld knapp wird, entscheidet sich das Parlament für den Erhalt des Mengsberger Hallenbades. Im Frühjahr werden in die Erneuerung der Technik, der Heizung sowie der Wasseraufbereitung, rund 400000 Euro investiert. Eine Privatisierung wird zumindest diskutiert, der herbei gesehnte potenzielle Investor ist aber bisher nicht aufgetaucht.
Ähnlich wie in Kirchhain ist allerdings die Frage zu stellen, ob sich die Stadt künftig überhaupt noch zwei Bäder leisten kann.
Um die noch verbliebenen Geschäfte in der Innenstadt zu stärken und weiteren Schaden abzuwenden, vereitelt das Parlament die Pläne eines Investors, der im Gebiet „Am Steimbel“, gegenüber des Rewe-Marktes, einen weiteren Lebensmittelmarkt bauen will. Nur die SPD sieht darin eine Stärkung des Kaufparks und lehnt deshalb die Änderung des Bebauungsplans ab. Der Investor droht im August mit einer Schadenersatzklage.
Von der in diesem Jahr geplanten Umgestaltung der Marktstraße erhoffen sich die Stadtväter – trotz des weiterhin hindurch fließenden Verkehrs -eine deutliche Attraktivitätssteigerung. Am 2. Februar werden die Anwohner in einer Bürgerversammlung im Haus der Begegnung informiert.
Trasse lässt Anwohner auf Autobahn hoffen
Im Juli bringt das Land das Planfeststellungsverfahren für den ersten Abschnitt des Autobahn-Lückenschlusses zwischen Bischhausen-Neuental und der A 5 auf den Weg.
Anlass für Bürgermeister Manfred Hoim (CDU), das Wirtschaftsministerium sowie Planer und Straßenbauer an den gültigen Raumordnungsbeschluss zu erinnern, der einen Weiterbau der A 49 nur in einem Zug vorsieht und nicht in einzelnen Abschnitten. Ansonsten befürchten die Junker-Hansen-Städter, die jetzt schon fast im Verkehr ersticken, zusätzliche Belastungen.
Zur großen Freude der Autobahnbefürworter stellt Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel im November überraschend eine neue Autobahntrasse vor. Diese verläuft weiterhin zwischen Neustadt und Speckswinkel, rückt bis 350 Meter an Stadtallendorf heran, weicht den ungeliebten Kammmolchen aus und umgeht den gleichfalls schützenswerten Hainsimsenbuchenwald.
Die Zukunft der Gesamtschule Neustadt ist seit November bis zum heutigen Tag das beherrschende Thema. In einer gemeinsamen Resolution fordern CDU, SPD, FWG und Republikaner, zum l. August 2007 die Gesamtschule von einer kooperativen in eine integrierte Gesamtschule umzuwandeln.
Aufgrund der rapide zurück gehenden Schülerzahlen bis 2011/2012 ist das derzeitige Gymnasialangebot nicht mehr lange aufrecht zu erhalten und auch die Existenz der Realschule gefährdet. Die Gesamtschule Neustadt hat den Richtwert von 24 Schülern je Klasse nicht erfüllt: In den vergangenen beiden Jahren wurden in den Klassen 5 und 6 nur 20 Schüler unterrichtet.
Das Land will – nach derzeitigem Stand – einer Umwandlung nicht zustimmen. Außerdem dürfen ab dem nächsten Schuljahr keine neuen Gymnasialklassen mehr eingerichtet werden. Bürgermeister Hoim und Landrat Robert Fischbach suchen das Gespräch mit Hessens Ministerpräsident Roland Koch und Kultusministerin Karin Wolff – bisher ohne Erfolg.
Die SPD-Fraktion hat eine Sondersitzung des Stadtparlaments beantragt, die heute um 18 Uhr im Haus der Begegnung stattfindet. Bürgermeister Manfred Hoim, Kreisschuldezernent Dr. Karsten McGovern und Schulleiter Hartmut Boß informieren die besorgten Neustädter Eltern und Politiker.