Anonyme Gräber, neue Totenkultur

Neustadt will Friedhofsordnung ändern
Die Stadt Neustadt plant einige Änderungen an der Gebührenordnung des Friedhofs.
von Nadine Weigel
Neustadt. Es wummerte noch einmal auf dem Friedhof in Neustadt. Mit schwerem Gerät brachten Bauhofmitarbeiter gestern die letzten Steine in den Boden vor der neuen Urnenwand ein.
Grabstätten sind die ältesten Zeugnisse menschlicher Zivilisation überhaupt. In Neustadt möchte Bürgermeister Thomas Groll eine neue „Totenkultur“ etablieren. Zum Beispiel mit der 40 000 Euro teuren Urnenwand und einem anonymen Gräberfeld. In der Wand bieten 48 Nischen Platz für je zwei Urnen. „Wir hatten immer wieder Anfragen von Angehörigen“, begründet Groll den Schritt. Initialzündung sei eine Unterschriftenaktion gewesen, mit der sich Bürger für eine Urnenwand aussprachen.
Am Montag nun brachte der Magistrat einen Vorschlag für eine neue Friedhofsordnung und die Neufassung der Friedhofsgebührenordnung im Parlament ein. „Wir reagieren damit auf eine veränderte Gesellschaft“, sagt Groll.
Diese Begründung akzeptieren auch die Bürger. Auf dem Friedhof ist die Urnenwand Gesprächsthema: „Es sieht ja gar nicht schlecht aus“, sagt ein
Neustädter, der drei Gräber zu pflegen hat. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, sich regelmäßig um die Grabpflege zu kümmern. „Wenn man aber niemanden mehr hat, ist so eine Urne schon praktischer“, weiß der Mann. „Anonyme Gräber, neue Totenkultur“ weiterlesen

Neustädter planen viel Neues

Die Zweite Auflage des Nikolausmarktes steigt am 6. Dezember
Die Organisatoren des Nikolausmarktes haben sich für die zweite Auflage einige Neuerungen einfallen lassen.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Rund 60 Hobbykünstler, Gewerbetreibende und Vereine haben ihre Teilnahme am zweiten Neustädter Nikolausmarkt (6. Dezember) zugesagt – fast doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. „Den hatten wir ja auch anlässlich der Wiedereröffnung der Marktstraße kurzfristig organisiert“, relativiert Klaus Groll, während Bürgermeister Thomas Groll ergänzt: „Das spricht für die gute Resonanz, die der Markt im vergangenen Jahr bei Besuchern und Ausstellern gefunden hat.“
Die Verantwortlichen bei der Stadt haben aus der Premiere gelernt: Der Markt beginnt um 12 Uhr und somit eine Stunde später als im Jahr 2007. Dafür dauert er länger, und zwar bis in die Abendstunden (etwa 20 Uhr).
Mehrere heimische Kapellen -die Mengsberger Bläser, das Jugendblasorchester Neustadt, die Junker-Hansen-Musikanten und die Jungen Musikanten aus Erksdorf – spielen an verschiedenen Stellen auf, zudem ist als Abschluss um 19 Uhr ein vorweihnachtliches Konzert in der Pfarrkirche vorgesehen. „Neustädter planen viel Neues“ weiterlesen

Neustädter Mitteilungsblatt

„Zukunft braucht Erinnerung“,

das Wort des ungarischen Schriftstellers György Konräd haben der Magistrat der Stadt Neustadt und der Kulturhistorische Verein als Leitmotiv einer Gedenkstunde anlässlich der Pogromnacht vor 70 Jahren ausgewählt
Bürgermeister Thomas Groll konnte unter den Gästen den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Marburg Amnon Orbach und seine Stellvertreterin Monika Bunk, sowie Pfarrer Arnulf Hummel, Pfarrerin Kerstin Kandziora, den Ersten Stadtrat Werner Kappel und Stadtverordnetenvorsteher Norbert Krapp begrüßen. Sein Dank galt Bert Dubois, der sich um die Vorbereitung der Veranstaltung und der Ausstellung verdient gemacht habe. Er erinnerte an die Pogromnacht, in der auch in Neustadt jüdische Mitbürger Neustädter spontanen Übergriffen ausgesetzt waren. „Wir sind hier zusammen gekommen, um der Opfer jener Ereignisse zu gedenken und wir wollen uns daran erinnern, zu welchen grausamen Verbrechen Menschen fähig waren“, so Groll. „Auch wenn wir, die Generation der Nachgeborenen, keine Schuld an den schrecklichen Geschehen der Jahre 1933-1945 tragen, so bekennen wir uns doch zur Vergangenheit unserer Nation, denn die Geschichte unseres Volkes ist auch unsere Geschichte. Zum Erinnern gehört auch, dass man etwas über die Geschichte des Judentums in unserem Land weiß, dass einem Religion und Kultur der Juden nicht völlig fremd sind. Juden und Deutsche, sie lebten nebeneinander, miteinander aber auch gegeneinander. Unsere Hoffung ist, dass wir alle aus der Geschichte lernen und es zukünftig nur ein friedliches Miteinander geben möge.“ „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Abwassergebühren in Neustadt steigen um 70 Cent auf 4,70 Euro

von Nadine Weigel
Neustadt. Während der Stadtverordnetenversammlung am Montag teilte Bürgermeister Thomas Groll mit, dass der Zweckverband der Mittelhessischen Abwasserwerke (ZMA) beschlossen hat, die Abwassergebühren für den Bereich Neustadt von 4 Euro auf 4,70 Euro pro Kubikmeter zu erhöhen.
Groll informierte auch darüber, dass der Zweckverband Mittelhessischer Wasserwerke (ZMW) beabsichtigt, den monatlichen Wassergrundpreis ab 1. Januar 2009 von fünf auf sechs Euro anzuheben. Der ZMW begründe die Anhebung der seit fünf Jahren stabilen Gebühr unter anderem mit deutlich gestiegenen Energiekosten.
Groll teilte weiter mit, dass die Kommune rund 110 000 Euro mehr an Einkommensteueranteilen erhält, als im Etat vorgesehen. Aufgrund der deutlich gestiegenen Gewerbesteuer erhöht sich im Gegenzug die Gewerbesteuerumlage um etwa 10 000 Euro. So verbessert sich der Haushalt auf 100 000 Euro.
Im Parlament teilte Neustadts Bürgermeister auch mit, dass die Junker-Hansen-Stadt zukünftig von den Stadtwerken Marburg Ökostrom beziehen werde. Zudem denkt Groll darüber nach, eine Forstrücklage zu bilden, um „Geld für schlechte Zeiten zu haben“. Bisher wurden 14 000 Festmeter Holz eingeschlagen – 100 Prozent mehr als üblich. Der Erlös beläuft sich auf 520 000 Euro. „Abwassergebühren in Neustadt steigen um 70 Cent auf 4,70 Euro“ weiterlesen

61 Stufen ins Eheglück

Heirat im Wahrzeichen Bürger können sich an Stadtplanung beteiligen
Ab dem kommenden Frühjahr können sich Brautpaare auch im Junker-Hansen-Turm das Ja-Wort geben.
von Nadine Weigel
Neustadt. Das teilte Bürgermeister Thomas Groll gestern eher beiläufig beim Zwischenbericht zum Stadtentwicklungsgutachten mit. Eine Hochzeitsgesellschaft müsse allerdings auf 20 Menschen begrenzt werden, so Groll. Ansonsten wurde die Nutzbarkeit auch schon vom Brandschutz abgenommen. Laut Groll soll eine Heirat im Junker-Hansen-Turm ab dem Frühjahr 2009 möglich sein. 61 Stufen sind es dann bis ins Eheglück auf der ersten Ebene des Neustädter Wahrzeichens.
Damit will der Rathauschef neben dem Historischen Rathaus noch eine weitere attraktive Möglichkeit für die Eheschließung bieten.
Um ein attraktiveres Neustadt geht es Groll auch beim Stadtentwicklungsgutachten, das im Frühsommer 2008 mit dem Namen „Projekt Zukunft Neustadt“ in Auftrag gegeben wurde. Dieses Gutachten soll eine „reelle Bestandsaufnahme“ von Neustadt schaffen und nicht die „Lage rosarot malen“, wie Groll sagte. Die Zwischenbilanz fällt positiv aus: Bisher haben sich vier Arbeitsgruppen aus Bürgern der Stadt gebildet, die gemeinsam mit der Hessen Agentur Stadtentwicklungsgesellschaft (HA) und dem Büro für Architektur und Stadtplanung (BAS) das Konzept für eine langfristige Stadtentwicklung erarbeiten. „61 Stufen ins Eheglück“ weiterlesen

Neustädter kicken mit Weltmeisterin – MNZ

Waldschule erhält erstes Mini-Spielfeld/Kreis und Stadt übernehmen Kosten
Von Alfons Wieber (06428) 448840 redaktion.mnz@mittelhessen.de
Neustadt. Große Begeisterung herrschte gestern bei den Schülern der Neustädter Waldschule, als das neue Mini-Spielfeld auf dem Schulhof seiner Bestimmung übergeben wurde. Zum Übergabe-Anstoß mit Bürgermeister Thomas Groll (CDU) und den jüngsten Fußballerinnen aus der Waldschule und dem VfL Neustadt war Renate Lingor, Weltmeisterin und Weltfußballerin aus Frankfurt gekommen, die in ihrer Karriere 149 Länderspiele bestritten hat.
Renate Lingor wurde zweimal Weltmeisterin, zweimal Europameisterin, sieben mal Deutsche Meisterin. Daneben hat sie zwei Olympische Medaillen gewonnen und in 2006 bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres den dritten Platz belegt.
„Wir sind stolz darauf, dass eine Frau mit einer solchen Erfolgsgeschichte hier sein kann, um das Spielfeld den Schülerinnen und Schülern zu übergeben“, freute sich Hartmut Boss, Schulleiter der Gesamtschule Neustadt.
Bürgermeister Thomas Groll, der selbst einmal die Waldschule als Schüler besucht und dort nach eigener Angabe mit Cola-Dosen Fußball gespielt hatte, bezeichnete die Übergabe als einen schönen Tag für die Schule und für Neustadt.
Das 13 mal 20 Meter große Kleinspielfeld, das eine elastischen Tragschicht enthält, die mit einem mit Gummigranulat gefüllten Kunststoffrasen der neuesten Generation beschichtet ist, wurde außerdem zwecks Reduzierung der Lärmwerte und zum Schutz vor Vandalismus von einem Bandensystem umzäunt. „Neustädter kicken mit Weltmeisterin – MNZ“ weiterlesen

„Ich hörte die Stiefel der SS“ – MNZ

Die gebürtige Mombergerin Gisela Spier-Cohen erinnert sich an Nazi-Deutschland
Von Pelin Aytag
(0 64 41) 95 95 59
p.aytac@mittelhessen.de
Marburg/Neustadt-Momberg. 45 Jahre hat es gedauert bis Gisela Spier-Cohen begann, über das zu sprechen, was ihr widerfahren war. Als zehnjähriges Mädchen erlebte sie die Reichspogromnacht, und zwar bereits am 8. November 1938. Die SA (Sturmabteilung der Nazis) marschierte in ihren Heimatort Momberg bei Neustadt ein, um die Synagoge zu plündern und die Häuser der neun jüdischen Familien im Ort zu zerstören.
„Es war ein schöner Herbsttag. Ich spielte mit meiner Freundin Margarethe im Garten Ball, als ein Fremder in das Haus meiner Eltern ging“, erinnert sich Spier-Cohen an den Spätnachmittag des 8. November. Die damals Zehnjährige folgte etwas später dem Mann, „um zu sehen, was los war.“ Sie habe gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war.
■ Der Vater ging zur Synagoge, um die vom Großvater gestiftete Tora zu holen
„ Es war bereits Abend und meine Mutter hatte für das Essen gedeckt. In der Ecke des Esszimmers saß eine alte jüdische Dame, die immer bei den jüdischen Familien zu Besuch war“, sagt die 80-jährige Zeitzeugin. Der fremde Mann habe neben ihrem Vater Siegfried Spier gesessen und gesagt: „Ihr seid alle dumme Leute im Dorf. Was sich alles in den Städten tut, wisst ihr nicht. Juden werden verprügelt, ihre Fenster mit Steinen beworfen.“ Der Fremde war gekommen, um die Familie zu warnen. Spier-Cohen hat nie erfahren, wer dieser Mann war. „Jahrelang habe ich überlegt. Ich denke es war ein alter Kriegskamerad meines Vaters“, sagt sie. „„Ich hörte die Stiefel der SS“ – MNZ“ weiterlesen

Ärzte organisieren Notdienst ab Januar gemeinsam

Mediziner aus Stadtallendorf, Kirchhain und Neustadt versorgen Patienten künftig in Bereitschaftsdienstzentrale
Am Donnerstagabend verständigten sich 45 niedergelassene Ärzte aus Stadtallendorf, Kirchhain, Neustadt und weiteren Orten auf ein gemeinsames Notdienstkonzept.
von Michael Rinde
Stadtallendorf. Ab 1. Januar gibt es für alle Patienten aus den Städten Stadtallendorf, Kirchhain, Neustadt und dem Stadtteil Momberg abends und an Wochenenden eine zentrale Anlaufstelle: die Bereitschaftsdienstzentrale in der Albert-Schweitzer-Straße in Stadtallendorf.
Bisher gibt es für jede der drei Städte einen eigenen Notdienstbezirk. In Kirchhain und Neustadt übernimmt jeweils ein Arzt den Bereitschaftsdienst. Das ändert sich zum Jahreswechsel. Dann existiert ein gemeinsamer Bereitschaftsdienstbezirk. Auch Patienten aus Kirchhain oder Neustadt müssen sich dann bei Notfällen an die Zentrale in Stadtallendorf wenden. Auf dieses Konzept verständigten sich rund 45 niedergelassene Ärzte aus den drei Ostkreisstädten.
Auslöser für die Veränderungen war die Situation in Neustadt, wo eine von früher fünf Praxen geschlossen hat und sich der Notdienst immer schwieriger organisieren ließ.
Da ähnliche Entwicklungen auch andernorts* drohen, wurden die Kirchhainer Mediziner in die Überlegungen einbezogen (die OP berichtete im Oktober). Der Stadtallendorfer Arzt Dr. Ortwin Schuchardt hat die Arbeit am neuen Bereitschaftsdienst-Konzept koordiniert. „Uns kam es auf eine Lösung an, die zukunftsfähig ist und den Status Quo für die Versorgung kranker Menschen sichert“, betont der Mediziner im Gespräch mit der OP. „Ärzte organisieren Notdienst ab Januar gemeinsam“ weiterlesen

Sanierung schreitet gemächlich voran – MNZ

Neustadt (aws). Eine Komplettsanierung des Hauses der Begegnung für lr8 Millionen Euro kann sich Neustadt nicht leisten. Deswegen setzt die Stadt Prioritäten und geht die Sanierung in kleinen Schritten an. 100 000 Euro soll jährlich ins Gebäude investiert werden. Auf wünschenswerte Verbesserungen muss Neustadt eventuell ganz verzichten.
Im Sommer hat Neustadt mit der Sanierung des Hauses der Begegnung begonnen. Am Dienstag Abend unterrichtete das beauftragte Architekturbüro aus Schweinsberg den Bauausschuss vor Ort über die bereits abgeschlossenen und zukünftig geplanten Arbeiten. Die geplanten Arbeiten wurden in zwingend erforderliche, technisch notwendige und wünschenswerte Maßnahmen unterteilt.
214 000 Euro sollen allein Maßnahmen kosten, die für die weitere Nutzung des Gebäudes zwingend erforderlich sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Sicherstellung des Brandschutzes.
Für die technisch notwendigen Maßnahmen werden 420 000 Euro veranschlagt. Hier schlagen beispielsweise die Erneuerung des Schalt-schranks zur Steuerung der Lüftungsanlagen und eine neue Heizanlage im Gaststättenbereich zu Buche.
Weitere 55 000 Euro soll die Erneuerung des Eingangstür-Elementes kosten, 23 000 Euro der behindertengerechte Aufgang vom Haupteingang zum Saal. „Sanierung schreitet gemächlich voran – MNZ“ weiterlesen

Ein Mahnmal wird zur Privatsache – MNZ

Für die Renovierung der früheren Synagoge in Momberg gibt es keine Förderung
Von Horst Jon. Boßhammer (0 64 28) 44 88 40 h.bosshammer@mittelhessen.de
Neustadt-Momberg. Jahrelang hat Marc Lecher vergeblich auf eine Förderung aus der Dorferneuerung gewartet, um die Reste der früheren Momberger Synagoge zu erhalten. Dann hat er seinen Jahresurlaub geopfert und selbst angepackt.
Bis zum Pogrom vor siebzig Jahren lebten neun Familien, bis zu 36 Menschen jüdischen Glaubens, in Momberg. Sie waren im Ort integriert. Einer von ihnen saß gar im Gemeinderat. Deportation und systematische Ausrottung in Konzentrationslagern haben nur ganz wenige überstanden. Darunter Rosa Lion, die nach dem Kriege zurückkehrte und dort vor sechs Jahren verstorben ist.
Das einzige, was noch an jüdisches Leben im Ort erinnert, ist die frühere Synagoge in der Burggasse, die nach dem Krieg als Getreidelager genutzt wurde/Vom ursprünglichen Bau blieb nur das Obergeschoss mit Schablonen-Malerei im Inneren erhalten. Das Gebäude stand ursprünglich als Scheune im Ebsdorfer Grund und wurde vor genau 150 Jahren in Momberg neu aufgebaut. „Ein Mahnmal wird zur Privatsache – MNZ“ weiterlesen