„Ich hörte die Stiefel der SS“ – MNZ

Die gebürtige Mombergerin Gisela Spier-Cohen erinnert sich an Nazi-Deutschland
Von Pelin Aytag
(0 64 41) 95 95 59
p.aytac@mittelhessen.de
Marburg/Neustadt-Momberg. 45 Jahre hat es gedauert bis Gisela Spier-Cohen begann, über das zu sprechen, was ihr widerfahren war. Als zehnjähriges Mädchen erlebte sie die Reichspogromnacht, und zwar bereits am 8. November 1938. Die SA (Sturmabteilung der Nazis) marschierte in ihren Heimatort Momberg bei Neustadt ein, um die Synagoge zu plündern und die Häuser der neun jüdischen Familien im Ort zu zerstören.
„Es war ein schöner Herbsttag. Ich spielte mit meiner Freundin Margarethe im Garten Ball, als ein Fremder in das Haus meiner Eltern ging“, erinnert sich Spier-Cohen an den Spätnachmittag des 8. November. Die damals Zehnjährige folgte etwas später dem Mann, „um zu sehen, was los war.“ Sie habe gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war.
■ Der Vater ging zur Synagoge, um die vom Großvater gestiftete Tora zu holen
„ Es war bereits Abend und meine Mutter hatte für das Essen gedeckt. In der Ecke des Esszimmers saß eine alte jüdische Dame, die immer bei den jüdischen Familien zu Besuch war“, sagt die 80-jährige Zeitzeugin. Der fremde Mann habe neben ihrem Vater Siegfried Spier gesessen und gesagt: „Ihr seid alle dumme Leute im Dorf. Was sich alles in den Städten tut, wisst ihr nicht. Juden werden verprügelt, ihre Fenster mit Steinen beworfen.“ Der Fremde war gekommen, um die Familie zu warnen. Spier-Cohen hat nie erfahren, wer dieser Mann war. „Jahrelang habe ich überlegt. Ich denke es war ein alter Kriegskamerad meines Vaters“, sagt sie. „„Ich hörte die Stiefel der SS“ – MNZ“ weiterlesen

Ärzte organisieren Notdienst ab Januar gemeinsam

Mediziner aus Stadtallendorf, Kirchhain und Neustadt versorgen Patienten künftig in Bereitschaftsdienstzentrale
Am Donnerstagabend verständigten sich 45 niedergelassene Ärzte aus Stadtallendorf, Kirchhain, Neustadt und weiteren Orten auf ein gemeinsames Notdienstkonzept.
von Michael Rinde
Stadtallendorf. Ab 1. Januar gibt es für alle Patienten aus den Städten Stadtallendorf, Kirchhain, Neustadt und dem Stadtteil Momberg abends und an Wochenenden eine zentrale Anlaufstelle: die Bereitschaftsdienstzentrale in der Albert-Schweitzer-Straße in Stadtallendorf.
Bisher gibt es für jede der drei Städte einen eigenen Notdienstbezirk. In Kirchhain und Neustadt übernimmt jeweils ein Arzt den Bereitschaftsdienst. Das ändert sich zum Jahreswechsel. Dann existiert ein gemeinsamer Bereitschaftsdienstbezirk. Auch Patienten aus Kirchhain oder Neustadt müssen sich dann bei Notfällen an die Zentrale in Stadtallendorf wenden. Auf dieses Konzept verständigten sich rund 45 niedergelassene Ärzte aus den drei Ostkreisstädten.
Auslöser für die Veränderungen war die Situation in Neustadt, wo eine von früher fünf Praxen geschlossen hat und sich der Notdienst immer schwieriger organisieren ließ.
Da ähnliche Entwicklungen auch andernorts* drohen, wurden die Kirchhainer Mediziner in die Überlegungen einbezogen (die OP berichtete im Oktober). Der Stadtallendorfer Arzt Dr. Ortwin Schuchardt hat die Arbeit am neuen Bereitschaftsdienst-Konzept koordiniert. „Uns kam es auf eine Lösung an, die zukunftsfähig ist und den Status Quo für die Versorgung kranker Menschen sichert“, betont der Mediziner im Gespräch mit der OP. „Ärzte organisieren Notdienst ab Januar gemeinsam“ weiterlesen

Sanierung schreitet gemächlich voran – MNZ

Neustadt (aws). Eine Komplettsanierung des Hauses der Begegnung für lr8 Millionen Euro kann sich Neustadt nicht leisten. Deswegen setzt die Stadt Prioritäten und geht die Sanierung in kleinen Schritten an. 100 000 Euro soll jährlich ins Gebäude investiert werden. Auf wünschenswerte Verbesserungen muss Neustadt eventuell ganz verzichten.
Im Sommer hat Neustadt mit der Sanierung des Hauses der Begegnung begonnen. Am Dienstag Abend unterrichtete das beauftragte Architekturbüro aus Schweinsberg den Bauausschuss vor Ort über die bereits abgeschlossenen und zukünftig geplanten Arbeiten. Die geplanten Arbeiten wurden in zwingend erforderliche, technisch notwendige und wünschenswerte Maßnahmen unterteilt.
214 000 Euro sollen allein Maßnahmen kosten, die für die weitere Nutzung des Gebäudes zwingend erforderlich sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Sicherstellung des Brandschutzes.
Für die technisch notwendigen Maßnahmen werden 420 000 Euro veranschlagt. Hier schlagen beispielsweise die Erneuerung des Schalt-schranks zur Steuerung der Lüftungsanlagen und eine neue Heizanlage im Gaststättenbereich zu Buche.
Weitere 55 000 Euro soll die Erneuerung des Eingangstür-Elementes kosten, 23 000 Euro der behindertengerechte Aufgang vom Haupteingang zum Saal. „Sanierung schreitet gemächlich voran – MNZ“ weiterlesen

Ein Mahnmal wird zur Privatsache – MNZ

Für die Renovierung der früheren Synagoge in Momberg gibt es keine Förderung
Von Horst Jon. Boßhammer (0 64 28) 44 88 40 h.bosshammer@mittelhessen.de
Neustadt-Momberg. Jahrelang hat Marc Lecher vergeblich auf eine Förderung aus der Dorferneuerung gewartet, um die Reste der früheren Momberger Synagoge zu erhalten. Dann hat er seinen Jahresurlaub geopfert und selbst angepackt.
Bis zum Pogrom vor siebzig Jahren lebten neun Familien, bis zu 36 Menschen jüdischen Glaubens, in Momberg. Sie waren im Ort integriert. Einer von ihnen saß gar im Gemeinderat. Deportation und systematische Ausrottung in Konzentrationslagern haben nur ganz wenige überstanden. Darunter Rosa Lion, die nach dem Kriege zurückkehrte und dort vor sechs Jahren verstorben ist.
Das einzige, was noch an jüdisches Leben im Ort erinnert, ist die frühere Synagoge in der Burggasse, die nach dem Krieg als Getreidelager genutzt wurde/Vom ursprünglichen Bau blieb nur das Obergeschoss mit Schablonen-Malerei im Inneren erhalten. Das Gebäude stand ursprünglich als Scheune im Ebsdorfer Grund und wurde vor genau 150 Jahren in Momberg neu aufgebaut. „Ein Mahnmal wird zur Privatsache – MNZ“ weiterlesen

Mengsberger geben Platz ein neues Aussehen

Fläche vor dem Feuerwehrhaus wurde gepflastert Im nächsten Jahr werden Spielplatz und Löschteich gebaut
Zehn Mengsberger pflasterten am Samstag den Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus der damit ein neues Aussehen erhält.
von Klaus Böttcher und Michael Rinde
Mengsberg. Schon im vergangenen Jahr hatten die Freiwilligen den von Büschen überwucherten Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus in Ordnung gebracht. Dadurch können die Busse die Haltestelle inzwischen besser anfahren. Die Fahrzeuge seien größer geworden und hätten Probleme gehabt, um die Kurve herumzufahren, erklärte Ortsvorsteher Karlheinz Kurz. „Für wartende Kinder stellte das eine gewisse Gefahr dar“, sagt Kurz.
Geblieben ist eine kleinere Grünfläche, die Kurz als grüne Insel mit Findling bezeichnet. Außerdem zieren den gepflasterten Teil drei Baumscheiben, in die Rotdornkugelbäume gepflanzt werden. Zierendes Basaltpflaster wird um die Baumscheiben und die Laterne gelegt. Ansonsten wurde der gesamte Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus mit grauem Pflaster belegt. Am Samstag haben rund zehn Bürger des Neustädter Ortsteils 140 Quadratmeter Pflaster gelegt. Der Bauhof habe die Vorarbeiten geleistet, erzählt der Ortsvorsteher. Dazu zählten das Rausnehmen des alten Pflasters und die Schaffung des Unterbaus. „Wir brauchen nicht viele Leute, sondern Männer, die anpacken und sich auskennen“, lobt Kurz seine Leute, die emsig damit beschäftigt sind den Splitt aufzubringen, zu glätten und die Pflastersteine zu legen. Den ehrenamtlichen Helfern stehen Werkzeuge und Baumaschinen zur Verfügung, die der ortsansässige Firmenchef Erich Schenk kostenlos zur Verfügung gestellt hat. „Mengsberger geben Platz ein neues Aussehen“ weiterlesen

Auf dem Rathausdach sind die Ziegel locker

Stadt Neustadt muss kurzfristig in Dächer investieren Auswirkungen auf Straßenbauprogramm möglich
Bei drei städtischen Gebäuden muss die Stadt Neustadt in nächster Zeit die Dächer erneuern und dafür zusätzlich rund 265000 Euro bereitstellen.
von Michael Rinde
Neustadt. In Momberg lässt die Stadt Neustadt in diesem Jahr drei Straßen sanieren: die Arenecke, die Pfaffenhöfer und die Tannenbergstraße. Die Anlieger der Straßen haben bis auf wenige Ausnahmen gegen die Gebührenbescheide der Stadt Widerspruch eingelegt (die OP berichtete). Wie Bürgermeister Thomas Groll am Dienstagabend ankündigte, haben sich die Stadt und der Anwalt der Anlieger auf Musterverfahren verständigt. Aus jeder Straße wird jeweils ein Anwohner den Widerspruch weiterführen. „Ansonsten hätten wir 44 Verfahren“, sagte Groll. Zunächst befasst sich der Widerspruchsausschuss, dann möglicherweise das Verwaltungsgericht mit dem Thema. „Auf dem Rathausdach sind die Ziegel locker“ weiterlesen

Neustädter Mitteilungsblatt

Neues aus dem Rotkäppchenland Reisebus zukünftig mit dem „Rotkäppchenland-Logo unterwegs

Am 26. Oktober 2008 wurde ein Reisebus der Firma Ragoß in Schwalmstadt-Trutzhain auf den Namen Ludwig Emil Grimm getauft. Dekoriert ist das Fahrzeug mit dem Logo des Tourismusservice „Rotkäppchenland e. V.“.
Ludwig Emil Grimm war der Begründer der Malerkolonie Willingshausen und ein Bruder der berühmten Märchenerzähler Jakob und Wilhelm. Die Märchenfigur „Rotkäppchen“ wurde von den roten Kappen der Schwälmer Tracht inspiriert und stellt heute das Symbol für die Tourismusregion „Rotkäppchenland“ dar, zu welcher die Stadt Neustadt (Hessen) seit dem 01. Oktober d. J. gehört.
„Durch die Namensgebung möchten wir die Verbundenheit mit der Region zum Ausdruck bringen“, so Alexander Oesterreich, der Geschäftsführer der Firma Ragoß-Reisen. „Gerne möchten wir mit unserem neuen Reisebus Botschafter für das „Rotkäppchenland“ sein, das von Neustadt über Schwalmstadt bis nach Kirchheim oder Alsfeld reicht. Das „Rotkäppchen“ wird Aufmerksamkeit erregen und neugierig machen.“
Im Rahmenprogramm der Bustaufe durfte eine Schwälmer Trachtengruppe natürlich nicht fehlen. „Neustädter Mitteilungsblatt“ weiterlesen

Stadt will Demografie-Dialog fortführen

Neustädter diskutieren über einen Seniorenspielplatz im Kauterbachgässchen und einen Busparkplatz in der Rabenaustraße
Der Kreis und das Land wollen den Demografie-Dialog in Neustadt auch im kommenden Jahr fördern. Nun gelte es, dem Projekt Nachhaltigkeit zu verleihen, sagt Bürgermeister Thomas Groll.
von Florian Lerchbacher
Im Juli startete in Neustadt der Demografie-Dialog mit finanzieller Unterstützung des Landes, des Kreises und des Landesamtes für Denkmalpflege. Die Stadt initiierte daraufhin den Wettbewerb „Gestaltung der Dorfmitte Speckswinkel“ für Planungsbüros. Schüler der Grundschulen Neustadt und Mengsberg-Momberg machten sich Gedanken über ihre Heimat im Jahr 2020. Zudem gründeten sich die Arbeitsgruppen „Stadtentwicklung“, „Zukunft der kommunalen Seniorenarbeit“ und „Neustadt wird grün“ (die OP berichtete).
Bezüglich Speckswinkels habe es mit der hessischen Landesgesellschaft erste Gespräche über die drei von den Planungsbüros vorgebrachten Konzepte gegeben. Das Urteil sei gut ausgefallen, „man sagte, wir würden mit dem Projekt eine Vorreiterrolle einnehmen“, freute sich Groll und hob hervor, die Stadt werde keine Veränderungen vornehmen, die nicht im Einklang mit den Eigentümern der Gehöfte in der Ortsmitte stehen.
Der Arbeitskreis zur Seniorenarbeit trifft sich heute und berät über die Einführung eines regelmäßigen Spielenachmittags für Senioren. Im Dezember soll unter anderem das Altern thematisiert werden. „Stadt will Demografie-Dialog fortführen“ weiterlesen

Kindergarten wird erweitert – MNZ

Neustädter Einrichtung bekommt 226 550 Euro von Bund und Kreis
Neustadt (aws). Der Erweiterung des Kindergartens „Sonnenschein“, Eichsfelder Straße, steht nichts mehr im Weg. Für den 240 000 Euro teuren Bau bekommt die Einrichtung 202 800 Euro vom Bund, 23 750 Euro zahlt der Kreis. Das Geld stammt aus dem Investitionsprogramm „ Kinderbetreuungs-Finanzierung 2008 bis 2013″.
Die Stadt Neustadt muss so nun lediglich zehn Prozent der Baukosten tragen. Karsten McGovern (Grüne), Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises, überreichte den Bewilligungsbescheid über die Förderung an Bürgermeister Thomas Groll (CDU).
Mit dem Geld soll an der Westseite des Kindergartengebäudes – dort wo nun der Sandkasten ist – ein neuer Ruheraum, eine Toilette sowie ein zusätzlicher 40 Quadratmeter großer Gruppenraum geschaffen werden. Geplant ist, den Anbau auf einer Grundfläche von rund 90 Quadratmetern in eingeschossiger Bauweise zu realisieren. Die Erweiterung wird optisch an das bisherige Gebäude angepasst und mit ihm verbunden.
Noch in diesem Jahr soll es mit den Bauarbeiten losgehen. Die Fertigstellung ist für August 2009 geplant. „Kindergarten wird erweitert – MNZ“ weiterlesen

„Wer über andere redet, muss sie auch verstehen“

Gedenken an Reichspogromnacht „Zukunft braucht Erinnerung“

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht vor 70 Jahren laden die Stadt Neustadt und der Kulturhistorische Verein zu einer gemeinsamen Veranstaltung am Freitag ein.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Am Freitag um 18 Uhr ist Amnon Orbach zu Gast im Historischen Rathaus. Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde Marburg spricht über das Judentum und dessen Entwicklung nach dem Holocaust. Außerdem spricht er ein Gebet auf hebräisch, seine Frau Hannelore Orbach trägt die Übersetzung vor.
Der Kulturhistorische Verein eröffnet anschließend eine Ausstellung über Religion und Kultur des jüdischen Volkes. „Wer über andere redet, muss sie auch verstehen“, sagt Bert Dubois, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Daher wolle man den Neustädtern und ihren Gästen das Judentum mit den Ausstellungsstücken näher bringen.
Unter anderem ist eine Thora aus dem Jahr 1757 zu sehen – die handgeschriebene Schriftrolle ist der Grundstein des jüdischen Glaubens mit 613 Geboten. Weitere Exponate sind ein siebenarmiger Leuchter (Menora) – eines der wichtigsten religiösen Symbole, das bei der Staatsgründung Israels in das Staatswappen aufgenommen wurde -, ein neunarmiger Leuchter (Chanukkia), eine Gebetsrolle und ein Gebetstuch sowie Münzen, Medaillen und vieles mehr. Dubois führt seine Gäste durch die Ausstellung, die er auch während der Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag von 15 bis 17.30 Uhr betreut. „„Wer über andere redet, muss sie auch verstehen““ weiterlesen